21/1 Ampel-App
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:41 |
Der Ampel-Code zur Kennzeichnung von Lebensmitteln hat es hierzulande schwer. Der geschlossene Widerstand der Lebensmittelindustrie hat das Projekt europaweit zur Strecke gebracht, die deutxche Verbraucherministerin etwa verschanzte sich unlängst in einer TV-Diskussion hinter der Deutschen Lebensmittel-Gesellschaft, die sich gegen diese Kennzeichnung ausgesprochen habe… was insofern stimmt, als es tatsächlich bei wissenschaftlicher Betrachtung einige heikle Grauzonen-Fälle gibt, bei denen eine Rot-Gelb-Grün-Kennzeichnung nicht ganz eindeutige Schlüsse zuliesse. (Aber das kommt mir etwa so vor wie das uralte Ceterum Censeo der gelahrten Germanisten, wenn es um die Gross- oder Kleinschreibung geht: das immer wieder zitierte Beispiel dafür, dass die konsequente Kleinschrift nichts tauge, ist der Satz: der gefangene floh. – Was, bitte, ist da gemeint? Dass sich ein Sträfling auf der Flucht befindet? Oder dass ein blutsaugendes Ungeziefer in einer Schachtel sitzt? – Mit Verlaub: das sind spitzfindige Kinkerlitzchen, denn der Sinn des Satzes muss sich ja aus dem Zusammenhang der Geschichte automatisch und eindeutig erklären lassen.)
Bei der Ampel-Kritik wird etwa der gute Honig bemüht, der – da er sehr viel Zucker enthält – ein rotes Etikett bekäme und demnach für „ungesund“ gehalten würde… Dabei empfiehlt ja auch die unverdächtige Lebensmittel-Pyramide ausgeprägte Vorsicht beim Zucker-Konsum. – Die Schweizerische Herzstiftung hat dieser Tage eine Medienmitteilung herausgegeben, in der sie für die „Ampel“ eine Lanze bricht. Dass sie mich dabei als einen der Kronzeugen zitiert, freut mich natürlich.
In Australien hat man – ebenfalls mit Unterstützung der Herz-Organisationen – vor Kurzem eine Handy-App installiert, mit der sich die Strichcodes der Lebensmittel fotografieren lassen, worauf auf dem Display eine leicht verständliche Ampel-Darstellung des entsprechenden Produkts erscheint. Diese App, so hofft man, möchgte sich bei den Jungen über Facebook und Twitter rasch verbreiten, so dass die praktische Anwendung der Ampel auf diesem Weg Eingang in den Alltag der Konsumenten findet, ob mit oder ohne behördlichen Segen. (Bei uns gibt es ein vergleichbares Angebot bereits unter der Bezeichnung Codecheck. – Wer hat’s erfunden?)