27/1  Den roten Teller zeigen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:06

Fussballfans wissen es: zeigt der Schiri die rote Karte, so wird ein Regelverstoss mit Platz-Verweis geahndet. Die Signalfarbe Rot ist die stärkste, ultimativste Botschaft. Das kennen wir auch aus dem Verkehr: gesetzesfürchtige Mitmenschen unserer Generation bleiben noch nach Mitternacht wie angewurzelt am Fussgängerstreifen stehen, wenn das Ampelmännchen in Rot erstrahlt. Und fährt man mit dem Auto bei Rot über die Kreuzung, so kostet das nach dem Blitz schon für Bruchteile von Sekunden mehrere hundert Franken.

Den prohibitiven Charakter dieser Grundfarbe hat unlängst auch ein Versuch an der Universität Basel unterstrichen: Leute, denen leckere Snacks auf einem roten Teller serviert wurden, nahmen nur etwa halb so viel davon wie jene, dich sich von blauen oder weissen Tellern bedienen konnten. Dabei war die Tellerfarbe ohne Einfluss auf die geschmackliche Beurteilung der jeweiligen Speisen.

Nun wird gerätselt, ob sich durch eine intelligente Farbgebung des Geschirrs allenfalls eine Gewichtsreduktion dauerhaft unterstützen liesse. Und: ist es nur das Geschirr? oder gibt es noch andere Farb-Komponenten? Das Hohe Lied von der Ampel-Kennzeichnung will ich nicht schon wieder anstimmen, obwohl auch hier die Erfahrungen in USA gezeigt haben, dass einfache Farb-Kennzeichnungen der Lebensmittel das Kauf- und das Konsumverhalten des Publikums direkt beeinflussen können.

Allerding bleibt mir dann die Frage im Hinterkopf, wie lange CocaCola seine Brause noch in den klassisch Santa-Claus-roten Dosen verkauft? Bei McDonald’s hat offenbar schon ein Umdenken stattgefunden. Immer öfter sieht man die goldenen Bögen auf den Verpackungen und in der Werbung von einem grünen statt vor einem roten Hintergrund.

Und was ist mit den Denner-Läden? Die sind nach wie vor in Rot gehalten. – Vielleicht wäre es sinnvoll, mal konsequent das Essgeschirr für die Kleinsten in Rot zu beschaffen. Dort fällt es nicht so auf.