28/1  Essen im Dschungel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:43

Wenn man den seriösen Medienkritikern glauben darf – und es gibt keinen Grund, dies nicht zu tun -, so ist es inzwischen auch für gebildete Menschen absolut legitim und ok, dieses TV-Format mit einer Mischung aus Interesse, Neugier und ungläubigem Staunen zu verfolgen. Der Frage, ob allenfalls noch eine diskrete Hoffnung mit im Spiel ist, einen Blick auf die fast unverhüllte Körperlichkeit von Micaela zu erhaschen, ist inzwischen dank Abwahl durch das Publikum obsolet geworden.

Was mich heute, beim Finale, interessiert, das ist die Verpflegung: wie gesund haben die Kandidaten im Camp eigentlich gelebt? Sie mussten sich ihr Essen ja täglich durch allerlei Mutproben verdienen und es dann erst noch am Lagerfeuer selber zubereiten. Sehr schmackhaft kann es nicht gewesen sein, wenn man gesehen hat, wie lustlos sie zuweile in ihren Schalen herumgestochert haben.

Nichts für Vegetarier waren allerdings die kulinarischen Dschungelprüfungen, die im Trinken von verquirltem Blut und Innereien bestanden, im Kauen von gekochten Tierpenissen, von Anus-Fleisch, von lebendigen Insekten und Raupen… Man sagt ja, die krabbelnde Fauna stelle den grössten Eiweiss-Vorrat unserer Welt dar und der Verzehr dieses Getiers werde einst den Energiebedeqarf der Menschheit sicher stellen. Wer in Fernost über die Märkte streift, stellt fest, dass das entsprechende Angebot an gebackenem und gebratenem, frittiertem und gegrilltem Viehzeug bereikts beträchtlich ist.

Letztlich ist es ja doch eine Frage der Gewöhnung und des kulturellen Herkommens. Wenn unsereins sich eine delikate Käse-Spezialität schmecken lässt, so ekeln sich Angehörige anderer Kulturen vor der verfaulten Kuhmilch… und wenn wir uns einen Schrimps-Cocktail reinziehen, so sind das letztlich ja auch nur Insektenlarven in anderer Gestalt. Es gibt Leute, die schütteln sich beim Gedanken an frische Kutteln und andere würden meilenweit gehen für eine köstliche Pansen-Portion… Die Geschmäcker sind verschieden – Hauptsache, es schmeckt!