30/1 Dick durch Umweltgift
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:49 |
In diesem Titel fehlt etwas: das Fragezeichen. – Vor einigen Jahren war es erst eine Vermutung. Es könnte sein, mutmassten die Forscher, dass ein Zusammenhang besteht zwischen zunehmendem Körpergewicht und künstlich hergestellten Substanzen in unserer Umwelt, welche die Eigenschaft haben, in unseren Körper einzudringen und dort hormon-ähnliche Funktionen wahrzunehmen und unter anderem unseren Stoffwechsel zu beeinflussen.
Diese Stoffe werden mit dem Begriff Phtalate bezeichnet, auch als Weichmacher bekannt, da sie Plasticmaterialien weich und geschmeidig halten. 2004 wurden weitweit 5,5 Millionen Tonnen (!) dieses Stoffs in Umlauf gebracht, als Bestandteil von Plastic-Böden, Wandbelägen, Kinderspielzeugen, Sextoys, Lebensmittelbehälter, Wasserflaschen, aber auch in Kosmetika oder gar als Medikamenten-Kapseln.
Natürlich war die Industrie stets bemüht, mit Expertisen zu belegen, dass die Warnung vor einer gesundheitlichen Gefährdung nichts sei als fatale Panikmache der Medien und masslose Übertreibung… – Aber nun hat eine Studie des Mount Sinai-Medical Center in New York an Kleinkindern einen signifikaten Zusammenhang nachgewiesen zwischen Phtalaten und kindlichem Übergewicht.
Im Urin von rund 400 Kindern wurde die Konzentration an Phtalaten gemessen. 97 Prozent der Kinder wiesen eine Belastung mit Phtalaten auf, die vor allem aus Körperpflege-Produkten stammten: Parfüms, Salben, Kosmetik, aber auch aus medizinischen Präparaten. Je höher die festgestellte Konzentration war, desto höher war das Körpergewicht der Kinder.
Während die Industrie in ihrer beschönigenden Argumentation noch darauf hinwies, dass die gesundheitliche Gefährdung durch Phtalate mit Tests an Ratten bewiesen worden sei und dass es höchst unwahrscheinlich wäre, dass Menschen einer vergleichbar hohen Belastung ausgesetzt sein würden, hat die Studie am Mount-Sinai-Zentrum nun eindeutig bewiesen, dass auch beim Menschen diese Belastung nazuweisen ist und dass sie einher geht mit einer Gewichtszunahme, die inzwischen dazu geführt hat, dass in Amerika mehr als 40 Prouzent aller Kids übergewichtig sind und mehr als jedes fünfte Kind bereits an Adipositas leidet.
Auch beim Tabak hat es Jahrzehnte gebraucht, bis die zum Teil gefakten Expertisen der Industrie widerlegt waren. Müssen die gleichen Fehler zwingend mehrfach gemacht werden?
Aber sicher doch werden wir noch viele Jahre nur am Rande von solch „unerfreulichen“ Untersuchungsresultaten hören, denn für Tupperware & Co geht es um ihre materielle Existenz. Das Strickmuster des Zudeckens und Mundtotmachens, dann des Verharmlosens und Negierens, zuletzt des Schmiergeldzahlens wird sich wiederholen. Wie bei der Tabakindustrie und anderen wirtschaftlichen und politischen Institutionen.