15/2 Dick bedeutet Macht
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:18 |
Es ist eine irgendwie angenehme Erinnerung. Als unser aller Radiopionier Roger Schawinski seinerzeit seinen Piratensender in einem Vorort von Como betrieb und den Grossraum Zürich über die Alpen hinweg mit mitreissenden Sounds beschallte, machte ich mich – damals Unterhaltungs-Chef des als verschlafen belächelten öffentlichrechtlichen Monopolsenders – auf, um ihn in seinem neuen Reich zu besuchen. Zum Mittagessen gingen wir in ein benachbartes Lokal. Ich wog damals schon meine guten 150 Kilo. Als wir die Spaghetteria betraten, musterte mich der Wirt – auch er kein dürres Männlein – mit bewundernden Blicken von oben nach unten und begrüsste mich in meiner Körperfülle mit überschwänglicher Höflichkeit und schmückenden Ausdrücken wie „Commendatore“… Das war noch eine Wertschätzung, von der heute, 30 Jahre später, nichts mehr geblieben ist.
An diese Episode wurde ich erinnert, als ich heute die Nachricht las von einer Sudie, die an der Universität des Baskenlandes durchgeführt worden war. Bei einem Screening war festgestellt worden, dass bei der Volksgruppe der Roma (Zigeuner) mehr als 50% (!) der Erwachsenen adipös sind, während der Adipositas-Anteil in der spanischen Bevölkerung sonst lediglich 15-20 % beträgt. Bei einer genaueren Befragung der Betroffenen zeigte sich, dass bei dieser ethnischen Gruppe traditionell ein imposantes Körpergewicht noch immer mit „Macht“ und „Einfluss“ gleichgesetzt wird. Dicke Kinder gelten als Zeichen des Wohlstandes und auch die Frauen sind im gleichen Masse übergewichtig, da für die Roma-Männer eine Frau, an der „etwas dran ist“, eine höhere Fruchtbarkeit verspricht.
Die Wissenschafter haben bei der gleichen Untersuchung festgestellt, dass dieses massive Übergewicht bei den Zigeunern mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden ist, dass dies allerdings die Betroffenen keinswegs zu beunruhigen scheint… – Trotzdem: ich bin wohl schon zu alt, um unter die Fahrenden zu gehen und mein Rest-Leben im Wohnwagen zu verbringen, nur um noch einmal den Kitzel der speziellen „Achtung“ zu verspüren, die freundlicherweise uns Dicken entgegen gebracht würde.