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Von Heinrich von Grünigen um 17:21 |
Knusper, knusper, knäuschen… rief die Hexe aus dem Inneren ihres Lebkuchenhäusleins, und die schlaue Gretel antwortete: Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
Heil war die Welt, als die kulinarischen Gefahren tief im Waldesinnern auf die Kinder lauerten und nur jene in die Falle tappten, die von ihren Eltern sträflicherweise und aus Armut ausgesetzt worden waren. – In der heutigen Zeit stehen die Lebkuchengebäude überall herum und es sind keine Hexen mehr, die da mit süss verstellter Stimme locken, es sind meist populäre Comicfiguren und Filmhelden, die die Kleinen zum Naschen überreden.
In England ist ein spannender Bericht publiziert worden, von der englischen Herz-Stiftung und von der Gruppe Children’s Food Campaign. Es geht um die Frage, wie die Junk-Food-Hersteller ihre Produkte über Online-Programme an Kinder vermarkten, nachdem die TV-Werbung im Umfeld von Kinder-Sendungen per Gesetz eingeschränkt worden ist. Leider blieb dabei die Möglichkeit nicht erwähnt, die Kleinen auch über alternative digitale Kanäle zu erreichen, sei es über Internet, Smartphones oder iPad…
Der aufschlussreiche Bericht The 21th Century Gingerbread House (Das Lebkuchenhaus des 21. Jahrhunderts) zeigt, mit welch erfindungsreicher Raffinesse dabei vorgegangen wird, um anpreisende Botschaften zu fett-, zucker- und salzreichen Snackereien an die Kids zu schmuggeln. Als Überbringer funktionieren populäre Comic-Figuren, die in Videospielen auftreten, die Kinder über Social-Network-Seiten kontaktieren, zu Online-Wettbewerben einladen etc. Dabei handelt es sich um Produkte, bei denen die Hersteller sich offiziell verpflichtet haben, die Kinder nicht über TV-Werbung ansprechen zu wollen… Schokolade, Drinks, Schleckstengel. Die Auflistung, sagen die Autoren, sei alles andere als vollständig.
Der Bericht mündet in einen Appell an die Behörden, möglichst rasch diese Lücke im Werbegesetz zu schliessen. Im Märchen haben die Kinder die Hexe verbrannt… an den Süssigkeiten haben sie sich allerdings ausgiebig erlabt.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:03 |
Jeden Dienstag rolle ich meine Badehosen ins Badetuch ein und begebe mich ins Wärmebad oberhalb des Waidspitals. Es ist ein eingespieltes Ritual und wir sind eine verschworene Gruppe von PlanscherInnen, die sich da Woche für Woche einfinden, um zu munterer Musik und unter dem freundlichen Kommando unserer Trainerin Muskeln und Gelenke zu bewegen, frei von der Schwere der Schwerkraft, in der Schwebe gehalten von einem Schaumstoff-Gürtel, der mit einem überlangen Band um meinen Bauch gezurrt ist.
Muss ich einmal wegen anderweitigen Verpflichtungen aussetzen, so fehlt sie mir richtig, diese Stunde der beschwingten Betätigung, in der alle Körperpartien spielerisch bewegt und geschmeidig gehalten werden. Dabei ist es ein besonderes Phänomen: man kennt und kann ja inzwischen alle Übungen, sei es die reine Bewegung oder seien es die Aktivitäten mit einem der vertrauten Hilfsmittel, von der „Nudel“ (der zwei Meter lanen Schaumstoff-Stange), über die blauen Discs mit den Fingerlöchern und die Schwimmbretter bis zu den improvisierten leeren Pet-Halbliterflaschen. Aber wenn man sich eine Stunde lang Zeit nähme und allein ins Schwimmbad ginge, würde man wohl kaum mit der gleichen Konsequenz durchhalten… Es sind die Gruppen-Solidarität, die fröhlich-insistierende Kommandostimme und nicht zuletzt der musikalische Rhythmus, die uns durchhalten lassen, eine Runde nach der andern, während man bisweilen das Gefühl oder den Verdacht nicht los wird, es habe jemand heimlich die Uhr angehalten.
Bewegung im Wasser ist eine ideale Betätigung für uns Übergewichtige. Zum Glück gibt es an vielen Orten vergleichbare Angebote. Stellvertretend sei hier auf eines hingewiesen, das speziell auf eine XXL-Kundschaft ausgerichtet ist, für jene, die gerne „unter sich“ sind. Ich wsünsche viel Spass.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:40 |
Das hat uns gerade noch gefehlt: dass die SVP einen wesentlichen Beitrag leistet im Kampf gegen Übergewicht und Adipositas!
Spass beiseite: laut verschiedenen Berichten in heutigen Medien haben Forscher an der Uni Lausanne herausgefunden, dass die Schweizer (noch mehr) an Gewicht zulegen würden, falls unser Land der EU beiträte… denn innerhalb der EU habe eine Verlagerung der Essgewohnheiten stattgefunden. Länder, die früher traditionell „mediterran“ gegessen hätten, seien auf ungesunde Kost umgeschwenkt. Die Lebensmittel nach EU-Norm würden mehr Fett, Zucker und Salz enthalten als jene in der Schweiz. Die EU-Agrapolitik würde die Produktion und den Konsum von Produkten fördern, welche weniger gut für die Gesundheit seien als in der Schweiz.
Die Leser-Reaktionen auf den Artikel in 20minuten sind denn auch gemischt ausgefallen. Es handle sich um eine gewagte Theorie, die vielleicht auch andere Gründe haben könnte. Allerdings schreibt jemand, er sei aus Deutschland in die Schweiz eingewandert und habe seitdem 20 Kilo abgenommen… In vielen Reaktionen kommt die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Schweiz noch möglichst lange in Europa aussen vor bleiben möge… denn, so schrieb ein Jan gestern Abend im Online-Chat: Noch mehr Dicke kann unser Land nicht ertragen!
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Von Heinrich von Grünigen um 17:34 |
Die Frage taucht immer wieder auf: muss medizinisches oder gesundheitliches Beratungs-Personal Vorbild-Charakter haben? Zu wem haben übergewichtige Patienten mehr Vertrauen: zu einem spindeldürren, sportgestählten Arzt oder zu einem, der selber mit den Kilos kämpft und den Zustand kennt, in dem sich seine Patienten befinden? Und wie steht es mit den Ernährungsberaterinnen? Den Fitnesstrainern?
Meine persönliche Wahrnehmung war bisher die, dass magere Adipositas-Spezialisten bei Betroffenen eher auf Ablehnung stossen als die etwas fülligeren. Der Arzt, der am eigenen Leib erfahren hat, wie schwierig und oft hoffnungslos der tägliche Kampf gegen sich selber und gegen eine adipogene Umwelt ist, stellt andere Fragen, sertzt andere Ziele und geht verständnisvoller um mit denen, die seine Hilfe suchen.
Aber jetzt gibt es eine Erhebung, die bei rund 500 amerikanischen Ärzten durchgeführt wurde. Sie mussten einen Fragebogen ausfüllen und sich selber, ihre Aktivitäten und ihre Einschätzung der eigenen Fähigkeiten beurteilen. Primär ging es um die Frage: Wie häufig spricht der Arzt in der Praxis das Gewichts-Problem seiner Patienten an?
Das Resultat ist verblüffend: übergewichtige Mediziner sprechen die Thematik weniger oft an als ihre normalgewichtigen Kollegen und Kolleginnen (30 zu 50 Prozent). Die normalgewichtigen Ärzte halten sich für kompetenter, ihren dicken Patienten wirksame Empfehlungen zu geben, als die übergewichtigen. Und normalgewichtige Ärzte sind überzeugt, dass die Patienten in ihr Können mehr Vertrauen haben als in das ihrer übergewichtigen oder gar adipösen Kollegen. Und die Normalgewichtigen sind auch deutlicher überzeugt, dass gerade ein Arzt für seine Patienten eine Vorbild-Funktion habe und daher auf keinen Fall selber übergewichtig sein dürfe.
Das ist das Resultat einer Querbeet-Selbstbefragung bei 500 amerikansichen Hausärzten. Ob deren Annahmen – bezüglich der Patienten – auch wirklich stimmen, ist nicht wissenschaftlich erhärtet. Ein entsprechender Gegen-Check wurde nicht gemacht. Wie steht es bei uns? Gibt es individuelle Erfahrungen, welche diesen Befund bestätigen oder widerlegen? Ich bin gespannt.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:43 |
Eine der weltweit unumstrittensten Massnahmen zum Gewichtsverlust ist die Empfehlung, keine gesüssten Getränke als Durstlöscher zu trinken. Eine der international am weitesten verbreiteten und erfolgreichsten Massnahmen gegen Übergewicht bei Kindern ist das Verbot von Getränkeautomaten mit Zuckerlimonade in Schulen. Und in Frankreich wurde eine Steuer auf Süssgegtränken eingeführt.
Deshalb hat sich die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz letztes Jahr entschlossen, eine Kampagne zu lancieren, um den Konsum von Wasser zu propagieren. Dabei – soviel war von Anfang an klar – sollte es nicht „gegen“ die Limonadehersteller gehen, sondern „für“ das reine Wasser, sei es nun aus der Mineralquelle oder sei es „Hahnenburger“. Ein Bericht aufgrund der vorliegenden wissenschaftlichen Studien zum Thema wurde erstellt und letzten Herbst im Internet als Download publiziert.
Und heute kommt der SonntagsBlick mit einem ganzseitigen Bericht und der Skandalmeldung, dass diese Wasser-Studie wieder vom Internet entfernt worden sei, nachdem CVP-Präsident Darbellay im Bundeshaus reklamiert und Druck gemacht habe. Als Präsident der IG Mineralwasser ist ihm wohl die Empfehlung, Wasser von Hahnen zu trinken, nicht genehm gewesen.
Der Bericht ist absolut sachlich gehalten, informativ und lesenswert. Ich sage das nicht, weil ich in der Redaktionskommission mitgewirkt habe. Aber weil ich weiss, wie er zustande gekommen ist, kann ich das beurteilen. Dass jetzt nach einem halben Jahr einzelne Aussagen kritisiert werden, ist legitim, dort wo wirtschaftliche Interessen tangiert sind. Dass sich Freund Beda über die Empfehlung mokiert, man solle ausreichend Wasser trinken, ist auch nicht neu. Die ganze Attacke auf das Wasser-Papier ist für mich ein durchsichtiges Manöver zur Stimmungsmache gegen das Präventionsgesetz. Dass dabei noch eine fatale Wallis-Connection zwischen Darbellay und dem BAG-Direktor Strupler gespielt haben könnte, ist leider im helvetischen Polittheater nicht auszuschliessen.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:04 |
In den meisten Fällen sind bei Casting-Shows übergewichtige KandidatInnen dazu verurteilt, die Arschkarte zu ziehen. Man verzeiht ihnen nichts. Das Publikum johlt, zeigt mit dem Daumen nach unten und die Jury knallt auf den Buzzer, bevor die Darbietung überhaupt richtig in Fahrt gekommen ist.
Heute gab es bei Die grössten Schweizer Talente eine erfreuliche Ausnahme von dieser fatalen Regel. Es gab überhaupt einige ansprechende Darbietungen, und als am Schluss noch eine junge Dame mit Gitarre die Szene betrat, waren die Erwartungen nicht mehr allzu hoch gesteckt.
Ergreifend war ihr Bericht. Dass sie in der Schule von klein an gemobbt worden war, weil sie „sehr fett“ war, wie sie selber es formuliert. Die stetigen Hänseleien seien so unangenehm gewesen, dass sie in der Schule als Siebenjährige allen Mut zusammen genommen habe, um es den andern zu zeigen. Etwas nämlich, in dem sie gut, in dem sie stark war: im Singen.
Sie sei vor die Klasse gestanden und habe ein Lied gesungen. Ein Kinderlied zwar. Aber offenbar war die Darbietung so überzeugend, dass man über sie von da an nicht mehr als von einem dicken Mädchen sprach, sondern vom Mädchen mit der schönen Stimme.
Und die hatte Andrea Sutter sich bewahrt; ihr Gesangsvortrag in der Talentshow riss das Publikum von den Sitzen und begeisterte die Jury. Sie liess vergessen, dass sie einmal ausgegrenzt und fertig gemacht worden war. Der Gesang hatte ihr eine neue, eigenständige und liebenswerte Persönlichkeit gegeben… Sicher, seit der Kindheit hat sie – wie auch immer – abgenommen. Jetzt ist sie 18 und sucht eine Lehrstelle als Praxishilfe bei einem Arzt – und ich würde mir wünschen, sie könnte diese Stelle in einer Adipositas-Sprechstunde antreten, denn sie weiss, worum es geht und hat die Belastungen am eigenen Leib erfahren. Sie hat die Herzen des Publikums und der Zuschauer im Sturm erobert. Ich wünsche ihr, dass sie es ins Finale schafft, für sich und für uns. Danke, Andrea!
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Von Heinrich von Grünigen um 16:58 |
Die Zusammenhänge zwischen Zucker und Geld sind vielfältig, im direkten wie im übertragenen Sinn. Da wäre einmal die Geschichte des jungen Mark Zuckerberg, des Erfinders der Sozial-Plattform facebook, der sein virtuelles „Unternehmen“ an die Börse gebracht hat und damit Milliarden scheffeln konnte.
Es wäre zu erwähnen, dass die schweizerische Eidgenossenschaft die inländische Zucker-Produktion mit jährlich über 40 Millionen Franken subventioniert, obwohl dieser Rohstoff ein typisches Export-Produkt bestimmter Entwicklungsländer wäre.
Für uns von Interesse ist allerdings ein Vorstoss von Adipositas-Forschern an der University of California, San Francisco School of Medicine. Sie fordern nämlich, dass Zucker in gleicher Weise zu besteuern sei wie Alkohol und Tabak, denn Zucker sei ein Genuss-Gift und die Ursache für vielfältige Krankheiten. Deshalb würden die Staaten gut daran tun, den Zucker mit einer Lenkungsabgabe zu verteuern, nicht nur um die nötigen Mittel für Aufklärungs-Kampagnen zu generieren, sondern um auch einem exzessiven Gebrauch von Zucker-Arten in sämtlichen Rezepturen entgegenzuwirken, wie er heute nicht nur in den gesüssten Getränken vorkommt. Die Tatsache, dass Zucker viel zu billig auf dem Markt ist und dass er gleichzeitig den „Geschmack“ von Produkten verbessert, führt dazu, dass er heute praktisch in allen verarbeiteten, industriell gefertigten Lebensmitteln vorkommt. Dabei ist die Problematik unabhängig von der „Art“ des Zuckers, ob Fructose, Maltose, Dextrose… keiner ist „gesünder“ als der andere, auch wenn dies in der Werbung irreführenderweise oft behauptet oder zumindest den Anschein erweckt wird.
Eben hat der Bundesrat seine revidierte Agrarpolitik in Kraft gesetzt. Dabei ist er weitgehend den Erwartungen einer rückwärts gerichteten Lobby gefolgt. – Die Aspekte der gesundheitsförderlichen Eränhrung, die Mitverantwortung der Landwirtschaft für die Gesundheit der Bevölkerung wurden dabei aussen vor gelassen, die Eingaben besorgter Organisationen aus dem Bereich der Gesundheitsförderung wurden nicht berücksichtigt. Irgendwie bitter.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:35 |
Im Ernährungs-Blog dietblog standen heute 5 sichere Tipps, um garantiert in einer Woche ein Pfund abzunehmen. Und zwar, ohne dass man dabei wirklich ein strenges Regime einhalten müsse. Es gelte lediglich, pro Tag auf 500 Kalorien zu verzichten. Fünf einfache Regeln wurden dabei skizziert, wie dies im normalen Ernährungsalltag zu erreichen sei:
- Keine gesüssten Getränke und nur wenig Alkohol
- Schokolade-Snacks durch Joghurt oder Früchte ersetzen
- Statt Vollfett-Produkte fettarme Lebensmittel verwenden
- Portionengrösse beachten und kein zweites Mal nachschöpfen
- Auf nächtliche Snacks verzichten
Das liest sich auf den ersten Blick ja recht vernünftig… aber Hand aufs Herz: was ist mit uns armen Schluckern, die wir längst nur noch Wasser trinken, die wir Schokolade dauerhaft vom Speisezettel verbannt haben, die wir wenn immer möglich uns von Light-Produkten ernähren, die wir unsere Portionen mit der Tischwaage abwägen und die wir des Nachts keinen Schritt mehr in die Küche tun? Was ist mit uns?
Im Licht der Praxis betrachtet, sind diese Empfehlungen etwa ebenso sinnvoll wie die gutgemeinten Aufrufe, die ich unlängst aus dem Lautsprecher in einem Lebensmittel-Grossverteiler gehört habe: Laufen Sie mehr – lassen Sie doch ihr Auto stehen und gehen Sie zu Fuss nach Hause. – Ja, danke, soll ich jetzt den Wagen auf dem coop-Parkplatz sein lassen und die Einkaufstaschen den ganzen Weg heim schleppen? Und wer holt mir dann das Auto morgen wieder ab?
Ratschläge geben ist einfach. Sie müssten sich auch noch befolgen lassen.
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