5/3 Keine Werbung!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:02 |
Mittlerweile werden ja die Briefkästen bereits fixfertig und serienmässig mit dem Anti-Werbe-Aufdruck hergestellt und ausgeliefert. Kein Wunder, müssen die bunten Prospekte sich huckepack in die abonnierten Zeitungen infiltrieren, so dass an manchen Tagen die eingefügten Beilagen mehr Presse-Volumen haben als die eigentliche Zeitung selbst.
Dabei ist die Werbung der Motor unserer Wirtschaft. Weshalb nur grenzen so viele sich dagegen ab? Weil sie zu laut ist (sein muss)? Weil sie übertreibt, aufdringlich ist, nervt?
Ich hatte heute eine eigentümliche Begegnung – am Telefon. Eine Dame rief an. Sie beschwerte sich, dass wir in unserem vierteljährlichen Magazin nur über Mode in Übergrössen für Männer berichteten, nicht aber über XXL-Damenmode. Ich sagte ihr, dass wir mit entsprechenden Firmen und Geschäften in Kontakt seien, dass aber interessanterweise viele Damenmode-Geschäfte sich weigerten, mit uns zusammen zu arbeiten, indem sie z.B. in unserem Magazin ein Inserat schalten würden.
Da ging die Dame am Telefon zum Angriff über: wenn das so sei, wenn wir Werbegelder annähmen, dann sei das nichts für sie. Werbung sei schuld daran, dass so viele Menschen auf die schiefe Bahn gerieten, das wisse man vom Alkohol. Wenn wir uns auch durch Werbung finanzierten, dann könne sie uns auf keinen Fall unterstützen, dann seien wir geschiedene Leute!
In diesem Fall, wagte ich einzuwenden, sei es allerdings auch wenig redlich, von uns eine Auskunft – also eine Dienstleistung – zu verlangen, ohne sich dafür erkenntlich zu zeigen. Ja, sagte die Dame mit einem vorwurfsvoll-überlegenen Ton in der Telefonstimme, wenn es so sei, dann verzichte sie lieber! Sie wisse, wie viel Unheil die Werbung anrichten könne und anrichte.
Ich entschuldigte mich für meinen Einwand: selbstverständlich hätten alle, die unseren Rat suchten, Anrecht auf redliche Auskunft, unabhängig davon, ob sie uns etwas spenden oder nicht. – Aber das Geschirr war zerschlagen. Die Dame bestand darauf, von uns unter diesen Umständen keinerlei Empfehlung oder Auskunft annehmen zu wollen. – Wobei wir es denn auch bewenden liessen. – Keine Werbung kann auch eine Empfehlung ein.