29/3  In Würde

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:36

Daran, wie eine Gesellschaft mit Menschdn umgeht, die nicht den gängigen Klischeevorstellungen entsprechen, erkennt man den Grad ihres ethischen und moralischen Niveaus. Hohes Lob gebührt Kurt Aeschbacher, der in seiner Talk-Sendung heute einen Gast hatte, der in verschiedener Hinsicht die Normen sprengte.

Massivstes Übergewicht, an den Rollstuhl gebunden, infolge frühkindlicher Erkrankungen lebenslang behindert, nach einem Schlaganfall in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt und mit Borderline-Syndrom… Aber ein Mensch, der seinen Platz in der Gemeinschaft einnimmt, betreut und umsorgt von Freunden und Fürsorgern, die zu ihm stehen und die ihm sein Leben erleichtern helfen.

Wie behutsam und doch offen Kurt Aeschbacher mit seinen Fragen die Lebenssituation eingekreist hat und wie ehrlich diese doch sehr persönlichen Fragen beanwortet wurden, das verdient Anerkennung: hier wurde etwas spürbar von der würdevollen Haltung einer Anteilnahme, der es um den Menschen und um seine Probleme geht, fernab von neugierigen Voyeurismus. Respekt!

Ganz anders kam mir dagegen die recht einfältig-reisserische Geschichte vor, die unser aller Boulevardblatt um die so bedeutsame Tatsache konstruiert hatte, dass Marco Rima, der mit seinem neuen Programm offenbar das Publikum in seinen Bann zu ziehen vermag, in der letzten Zeit an Gewicht zugelegt hatte und nun einen BMI von über 30 aufweist.

Der Schriftleiter aus dem Nachbarland wird uns einfache Leutchen dann wieder belehren, dass dies nur zum Wohle des Publikums geschehen sei, denn dieses wünsche über eklatantes Fehlverhalten seiner Idole unterrichtet zu werden, im Sinne der Aufklärung. Die Frage, die sich hier stellt: Geht es noch?