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Von Heinrich von Grünigen um 23:27 |
Am Samstag kamen sie aus der ganzen Deutschschweiz zusammengeströmt, die Vertreterinnen und Vertreter von verschiedenen Selbsthilfegruppen, bei denen Übergewicht und Adipositas ein Thema ist.
Den Anstoss gegeben hatte ein deutschprachiges Dreiländer-Treffen, das letzten Sommer in Hamburg durchgeführt wurde, am Rande des internationalen Adipositas-Chirurgie-Kongresses. Die Gruppen aus der Schweiz, die dazu eingeladen waren, hatten den Wunsch geäussert, sich einmal in grösserem Rahmen auch in der Schweiz treffen zu können. Dazu hatten wir nun von der SAPS aus eingeladen, zum ersten Schweizer Adipositas-Selbsthilfe-Treff.
Mit von der Partie waren zwei Fachfrauen der Dachorganisation SELBSTHILFESCHWEIZ (vormals KOSH genannt), deren Ziel und Aufgabe es ist, die Bildung von jeweils neuen Betroffenen-Gruppen zu verschiedensten Themen zu begleiten und zu unterstützen. Sie gaben hilfreiche Informationen zu ihren Dienstleistungen und nützliche Tipps für die Führung und Betreuung solcher Strukturen.
Im Flug verging die Zeit, es gab viel in direkten Kontakten zu diskutieren über gemachte Erfahrungen und patente Problemlösungen, denn das Funktionieren solcher Gruppen steht und fällt mit dem Menschen, die sich in ihrer Freizeit dafür einsetzen, dass die Treffen stattfinden. In diesem Sionne war der Samstag ein Startschuss für weitere gemeinsame Aktivitäten.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:15 |
Vorbeugen ist besser als Heilen – was der Volksmund weiss, ist längst nicht allen Politikern klar. So hat nun das neue Präventionsgesetz, das es erstmals erlauben würde, sich in der Schweiz mit den grossen Gesundheitsfragen von nationaler Bedeutung auch auf nationaler Ebene koordiniert zu befassen, eine weitere Hürde in Richtung Umsetzung genommen. Der Nationalrat hat an seiner gestrigen Sitzung der Vorlage nochmals klar zugestimmt, auch in seiner neuen Zusammensetzung: mit 106 JA 79 NEIN.
Auch wenn es nun gelingen könnte, dass in der zweiten Lesung sich auch der Ständerat zustimmend äussert (bei der ersten Abstimmung in der kleinen Kammer gab es einen Unterschied von EINER Stimme, wobei erklärte Befürworter abwesend waren…), so ist damit die Ernte noch nicht am Trockenen.
Für diesen Fall hat Gewerbeverband schon jetzt das Referendum angekündigt. Und mit ihm mobilisiert die Rechte. Wenn man in den letzten Wochen die Argumente der Gegner gehört und gesehen hat, so ist eine recht unsachliche, bös diffamierende Kampagne zu erwarten. Und im Unterschied zu den Gegnern verfügen die Befürworter nicht über üppig dotierte Schwarzgeld-Kassen, wie sie eben im Zusammenhang mit dem SVP-Wahlkampf aufgedeckt wurden. Da werden wir uns dann auf unsere gut demokratische Rhetorik besinnen und auf die solide Vernunft der Stimmbürger vertrauen müssen. Das kann ziemlich heiter werden. Hier ist vorgebeugt noch nicht geheilt.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:24 |
Ein typisch Schweizerisches Skandälchen wird derzeit durch die Medien getrieben: Doris Fiala, FDP-Nationalrätin und PR-Fachfrau, lässt sich für das „ehrenamtliche“ Präsidium der Aids-Hilfe Schweiz mit 50’000 Franken pro Jahr honorieren.
Hämische Kommentare, empörte Leserbriefe, gehässige Anrufe in Live-Sendungen… bis hin zur Drohung mit Spendenverzicht sind die Folge. Dürfen sich Präsidenten von spendensammelnden Hilfswerken mit Geld entlöhnen lassen? Oder gehört die absolute Unentgeltlichkeit zum besonderen Charme der Ehrenamtlichkeit?
Mit der zunehmenden Professionalisierung der NGO-Tätigkeiten, verbunden mit steigenden Anforderungen und Erwartungen an das Management solcher Organisationen, sind auch die Ansprüche gewachsen an jene, die das „oberste Organ“ präsidieren. Praktisch alle Hilfswerke haben heute eine Regelung der Aufwandsentschädigung ihrer (im Prinzip) ehrenamtlichen Organe, meist in Form von Spesen-Pauschalen. Die totale Freiwilligkeit, wie sie früher etwa beim Kindeshilfswerk Terre des hommes gelebt wurde, dessen Präsident ich von 2003 bis 2011 war, ist nicht mehr praktikabel und musste angepasst werden. Verglichen mit dem, was bei grossen Schweizer Hilfswerken heute Usus ist, bezieht Doris Fiala keine übertrieben grosse Abgeltung.
Ein anderes Faktum wurde mir beim Reflektieren dieser Causa allerdings bewusst: es gibt in der Schweiz – wenn ich die Zahlen richtig interpretiere – zurzeit etwa 25’000 Personen, die an AIDS erkrankt sind. Diese brauchen Hilfe in mancherlei Hinsicht, und es spricht nichts dagegen, dass sie ihnen auch gewährt wird. Der Bund unterstützt dafür die Aids-Hilfe Schweiz mit über 3 Millionen Franken. Etwa gleich hoch ist deren Personalaufwand. Deshalb lautet das relativierende Argument: das Fiala-Gehalt betrage lediglich 1,5 Prozent des Personalaufwandes.
Auf der andern Seite haben wir die chronische Krankheit Adipositas (BMI grösser als 30). An ihr leiden in der Schweiz rund 500’000 Menschen, von denen pro Jahr mehr als 1’000 unsere Dienste und unsere Beratung in Anspruch nehmen. Der Bund unterstützt dafür die Schweizerische Adipositas-Stiftung mit genau NULL Franken. Als ihr Präsident bezahle ich einen Viertel der monatlichen Büro-Miete selber, da ich die Infrastruktur ja auch für meine privaten Zwecke nutzen kann. Auch die Spesen übernehme ich selbst, weil sonst unser Budget, das praktisch ganz auf freiwillige Spenden und Gönnerbeiträge angewiesen ist, aus dem Lot käme.
Ich bin Doris Fiala daher dankbar, dass sie – wenn auch nicht ganz freiwillig – diesen Sachverhalt wieder mal ins Bewusstsein gerückt hat.
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Von Heinrich von Grünigen um 16:58 |
Man weiss nicht, ob man dem Mann Unrecht antut, wenn man ihn für einen Scharlatan hält. Seit einigen Tagen geistert er durch verschiedene Medien und kündet per Inserat einen Grossanlass an, der inszeniert scheint wie die Ankunft eines universellen Heilsbringers.
Der Mann verfügt über eine eigene Website, wo man ihn sogar in einem kleinen Video bewundern kann. Sicher ist jedenfalls: er ist überzeugt, dass er es ist, der die Menschheit von der Geissel Übergewicht endgültig erlösen kann, sofern die Menschheit ihm denn Gefolgschaft lesitet.
Worum es sich bei dieser Heilslehre im Detail handelt, das ist aufgrund des Internet-Auftritts allerdings allerdings nicht ersichtlich, so wenig wie bei all den Dokumenten und Publikationen, die von anderen Geschäftemachern immer wieder unter neuem Deckmantel zum Herunterladen (gegen eine bescheidene Gebühr von nicht ganz hundert Franken) angeboten werden und mit deren Hilfe man dann – eins, zwei – alle überschüssigen Pfunde für immer los wird.
Ich frage mich (wie viele andere wohl auch), ob wir nicht verpflichtet sind, aktiv dem Aufruf zu folgen, hinzugehen, das Angebot kritisch zu hinterfragen, allenfalls auch klar und deutlich dagegen Stellung zu nehmen… Und auf der andern Seite dann doch die ernüchternde Erkenntnis, dass die Menschheit nun mal betrogen sein will und dass auch ein falscher Glaube selig machen kann… und dass 50 Prozent der gesundheitlichen Erfolge dem Placebo-Effekt zu verdanken sind.
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Von Heinrich von Grünigen um 19:17 |
Heute war ein spannender Tag. Ich durfte im Rahmen einer Weiterbildungsveranstaltung für Medizinalpersonal ein kurzes Referat halten, dafür konnte ich mir auch alle übrigen Vorträge anhören. Sie fanden auf hohem Niveau statt, mit hochkarätigen Experten aus dem In- und Ausland. Es ging u.a. um die künstliche Beatmung von Patienten auf der Intensivstation, um deren Lagerung und Bewegung, und auch um den Umgang mit extrem übergewichtigen Menschen im Spital.
Da Adipositas ein Teilaspekt der Thematik war, durfte ich dazu eine Einführung geben, verbunden mit einem Update zur aktuellen Lage in der Schweiz, zu Betroffenheiten und zur nationalen Politik, sowie zu den verschiedenen Strategien und therapeutischen Ansätzen.
In der anschliessenden Diskussion wurde mir einmal mehr bewusst, wie unendlich gross noch immer der Informations- und Aufklärungsbedarf zu diesem Thema ist. Die Klagen des Personals von der vordersten Spitalfront waren nicht zu überhören: immer mehr sind sie mit „schweren“ PatientInnen konfrontiert. In vielen Fällen kommen solche Einweisungen überraschend, es fehlt die geeignete Infrastruktur, man muss improvisieren, muss Lösungen auf eigene Faust suchen, nicht selten auf Kosten der Patienten.
Und was die speziellen Adipositas-Operationen betrifft, da gab es Klagen über mangelhafte Aufklärung vor dem Eingriff, darüber, dass den Operierten oft keine genügende Nachbetreuung angeboten werde. Beklagt wurde die Ungewissheit, wie sich der neue Kostendruck aufgrund des Case-Managements auf die mitunter nötige Langzeit-Betreuung auswsirken werde…
Es wäre, so lautete mein persönliches Fazit, zwingend nötig, regelmässige Informations-Veranstaltungen durchzuführen. Das in der Betreuung geforderte Personal würde es uns danken.
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Von Heinrich von Grünigen um 15:02 |
Mittlerweile werden ja die Briefkästen bereits fixfertig und serienmässig mit dem Anti-Werbe-Aufdruck hergestellt und ausgeliefert. Kein Wunder, müssen die bunten Prospekte sich huckepack in die abonnierten Zeitungen infiltrieren, so dass an manchen Tagen die eingefügten Beilagen mehr Presse-Volumen haben als die eigentliche Zeitung selbst.
Dabei ist die Werbung der Motor unserer Wirtschaft. Weshalb nur grenzen so viele sich dagegen ab? Weil sie zu laut ist (sein muss)? Weil sie übertreibt, aufdringlich ist, nervt?
Ich hatte heute eine eigentümliche Begegnung – am Telefon. Eine Dame rief an. Sie beschwerte sich, dass wir in unserem vierteljährlichen Magazin nur über Mode in Übergrössen für Männer berichteten, nicht aber über XXL-Damenmode. Ich sagte ihr, dass wir mit entsprechenden Firmen und Geschäften in Kontakt seien, dass aber interessanterweise viele Damenmode-Geschäfte sich weigerten, mit uns zusammen zu arbeiten, indem sie z.B. in unserem Magazin ein Inserat schalten würden.
Da ging die Dame am Telefon zum Angriff über: wenn das so sei, wenn wir Werbegelder annähmen, dann sei das nichts für sie. Werbung sei schuld daran, dass so viele Menschen auf die schiefe Bahn gerieten, das wisse man vom Alkohol. Wenn wir uns auch durch Werbung finanzierten, dann könne sie uns auf keinen Fall unterstützen, dann seien wir geschiedene Leute!
In diesem Fall, wagte ich einzuwenden, sei es allerdings auch wenig redlich, von uns eine Auskunft – also eine Dienstleistung – zu verlangen, ohne sich dafür erkenntlich zu zeigen. Ja, sagte die Dame mit einem vorwurfsvoll-überlegenen Ton in der Telefonstimme, wenn es so sei, dann verzichte sie lieber! Sie wisse, wie viel Unheil die Werbung anrichten könne und anrichte.
Ich entschuldigte mich für meinen Einwand: selbstverständlich hätten alle, die unseren Rat suchten, Anrecht auf redliche Auskunft, unabhängig davon, ob sie uns etwas spenden oder nicht. – Aber das Geschirr war zerschlagen. Die Dame bestand darauf, von uns unter diesen Umständen keinerlei Empfehlung oder Auskunft annehmen zu wollen. – Wobei wir es denn auch bewenden liessen. – Keine Werbung kann auch eine Empfehlung ein.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:24 |
14 nichtstaatliche Organisationen aus dem Gesundheitsbereich haben in USA gemeinsam bei der nationalen Behörde FDA einen Vorstoss unternommen. Sie verlangen, dass auf der Inhalts-Deklaration der Lebensmittel mit einem separaten Hinweis aufgeführt werden muss, wieviel und welche Art von Zucker dem Produkt zugesetzt worden ist.
Die meisten industriell gefertigten Ledbensmittel – z.B. auch Wurstwaren – werden zur geschmacklichen Arrondierung mit Zuckerzusatz ergänzt. Dies ist häufig Fructose aus Maissirup. Nach einer Untersuchung der Amerikanischen Herz-Gesellschaft nehmen die Amerikaner täglich rund 22 Teelöffel solcher Zucker-Zusätze zu sich, das entspricht 355 Kalorien; die als unschädlich empfohlene Menge würde jedoch lediglich ein Drittel davon betragen. Von einer Extra-Zucker-Deklaration versprechen sich die interessierten Organisationen, dass der mündige Konsument seine Verantwortung besser wahrnehmen könnte, wenn er wüsste, was und wie viel tatsächlich in einer Lebensmitttelpackung enthalten ist. Ob der Vorstoss erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten.
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Von Heinrich von Grünigen um 23:41 |
Hierzulande las man nur eine kurze Notiz im Vermischten, dass da in Amerika in einem Disneyland etwas passiert sei mit übergewichtigen Kindern. Die Hintergründe stehen in einem Bericht der Los Angeles Times, den ich zugeschickt bekommen habe.
Im Epcot Center, dem Wissenspark im Disneyland, wurde eine interaktive Show kurz nach der Eröffnung wieder geschlossen. Nachdem sich ein Adipositas-Arzt in einem Blog kritisch zu der Präsentation geäussert hatte, gingen zahlreiche Reklamationen aus dem Publikum ein, in Form von Leserbriefen und von Zuschriften.
In dieser neuen Show sollte Wissenswertes darüber vermittelt werden, warum und wie Kinder sich gesund ernähren und ausreichend bewegen müssen. Diese Empfehlungen wurden vermittelt durch „gute“ und „schlechte“ Kunstfiguren. Bei den Schlechten ab es etwa einen dickbäuchigen „Lead Bottom“ (Blei-Arsch), oder den gefrässigen „Glutton“ mit hässlichen Glubschaugen… Bei den Guten gab es den „Will Power“ (etwa: Willy Kraft), der half, die Bösen zu besiegen…
Durch diese Darstellung – so die Kritik des Experten – würden die billigsten Vorurteile gegenüber dicken Kindern bedient und zementiert, es würde ihnen systematisch ein schlechtes Gewissen gemacht und sie würden zusätzlichem Spott ausgesetzt, zu dem Druck, den sie sie schon im Alltag zu erdulden hätten.
Disney reagierte prompt und schloss die neue Abteilung kurze Zeit später, entschuldigte sich bei denen, die aus Betroffenheit reagiert hatten, und versprach, die Show zu überarbeiten und neue Figuren zu schaffen, die mit positiven Botschaften die Kids motivieren sollten. – Dr. Yoni Freedhoff, der mit seiner Kritik die Protestaktion ausgelöst hatte, sagte: „Es bringt nichts, wenn den Kindern ein schlechtes Gewissen gemacht wird, so dass sie sich schämen… Davon haben sie schon in ihrem normalen Leben so viel, dass mit Sicherheit alle längst dünn wären, wenn dies etwas nützen würde.“ – Man darf auf die neue, „verbesserte“ Präsentation gespannt sein.
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Von Heinrich von Grünigen um 21:43 |
Heute ein Workshop zusammen mit VertreterInnen von verschiedenen Patienten-Organisationen. Thema ist die Planung und Durchführung von Events – von Veranstaltungen, die bei einem bestimmten Zielpublikum einen bestimmten Eindruck hinterlassen und dadurch eine bestimmte Botschaft vermitteln sollen. Dabei gilt es die Mittel und die Möglichkeiten im Rahmen einer strategischen Planung sorgsam abzuwägen.
Das klingt alles sehr theoretisch, aber in der Präsentation hörte es sich plastisch und praxisnah an, geprägt durch einschlägige Erfahrungen des Referenten. Wir hörten zu und übertrugen das Gehörte in Gedanken laufend in die Realität unserer eigenen Organisationen, nahmen innerlich die nötigen Anpassungen und Relativierungen vor…
Ob wir gelehrige Schüler waren, das wird spätestens dann evident, wenn wir uns gegenseitig überbieten mit gelungenen, faszinierenden, atemberaubend-spannenden, lehrreichen, einzigartigen Aktivitäten in der breiten Öffentlichkeit, über die die Medien berichten und von denen man noch in Jahren sprechen wird…
Spass beiseite: etwas Professionalisierung in der Kommunikation und in der Ansprache unserer Zielpublika würde uns gelegentlich gut anstehen. Es war eine nützliche Veranstaltung.
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Von Heinrich von Grünigen um 17:25 |
Meine gestern gestellte Frage, ob da aus Amerika nun am Horizont „die“ Wunderpille zum Abnehmen auftauche, war zwar hypothetisch gemeint… aber sie ist bereits überholt. In seinem Kommentar zum gestrigen Beitrag hat der Pharma-Forscher Leoluca Criscione einen Link eingestellt, der zu einer kritischen Betrachtung im Forbes-Magazin führt.
Das „neue“ Präparat besteht aus zwei alten Wirkstoffen (Phentermin und Topamirat), die beide separat zugelassen sind, mit bekannten Risiken und Nebenwirkungen, und die nun zu einer neuen Formel zusammengemixt wurden. Wie weit sich die möglichen und ev. schädlichen Nebenwirkungen (es geht vor allem um Beeinträchtigungen im Herzen und im Hirn) gegenseitig aufheben oder allenfalls kumulieren, darüber liegen offenbar noch wenig klinisch erhärtete und publizierte Resultate vor.
Seit kurzem geistert auch hierzulande eine neue „Pille“ durchs Internet und durch diverse Diskussionsforen: es handelt sich um „Lipo-XR“, ein Mittel, das angepriesen wird als Die Abnehmpille auf die die Schweiz gewartet hat! Es sei ein völlig natürliches Produkt, enthalte keinerlei „medizinische“ Substanzen, sondern lediglich Wirkstoffe aus der Natur, deshalb könne man es auch frei verkaufen… und es vollbringe wahre Wunder, indem es Fett verbrennt, den Stoffwechsel beflügelt, das Ansetzen von Fett verhindert und überhaupt… Wer innerhalb von 14 Tagen nicht zufrieden sei mit der Wirkung, der erhalte anstandslos sein Geld zurückerstattet, schreibt die Firma Ecopharma aus Belgien (diese hat, wie ihr Name sagt, dann doch wieder etwas mit Chemie zu tun…). Es gibt keinerlei Hinweise auf wissenschaftliche Studien und das Ganze sieht aus wie eine weitere Bauernfängerei, die sich an gutgläubige Dicke wendet, damit diese die Tabletten mal bestellen (für zwei Franken pro Tag), möglichst im Multipack… Die Geld-Zurück-Garantie erinnert irgendwie an die Nestlé-Werbung mit dem Wohlebfinden-Joghurt: da habe ich noch von niemandem gehört, dass er sein Geld zurückbekommen hätte.
Aber weil wir alles Optimisten sind, wollen wir uns wohl die Option offen halten, dass Wunder möglicherweise doch Wirklichkeit werden können, auch wenn wir eigentlich wissen, dass dem nicht so sein wird.
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