12/4  Privatsache?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:44

Wieder erklingt der Aufschrei der rechtspopulistischen Anti-Präventions-Hysteriker. „Einmischung in die Privatsphäre!“ zetert Gewerbeverbandsboss Bigler im Namen einer hurtig zusammengeschusterten „Allianz der Wirtschaft für eine massvolle Präventionspolitik“. Auch die „IG Freiheit“ (die eigentlich IG Eigennutz heissen müsste, weil sie gegen alles wettert, das das rücksichtslose Profitstreben der Wirtschaft einschränken könnte) ist auch dieser Meinung. (So zu lesen in einem Bericht von 20minuten, leider nicht online verfügbar.)

Worum geht es? In den Kantonen Bern und Fribourg wird ein Projekt zur Früherkennung von Adipositas bei Kindern erprobt. Die Bedeutung dieser Früherkennung ist aus medizinischer Sicht unbestritten. Sie dient dazu, Unterstützung anzubieten, wenn eine besondere Gefährdung festgestellt wird, sei es aufgrund der genetischen Voraussetzungen oder des aktuellen Umfelds eines Kindes.

Die Eltern von Kindern, die bei der schulärztlichen Untersuchung als adipös diagnostiziert werden, erhalten Informationen über die Möglichkeiten, sich – auf freiwilliger Basis – helfen zu lassen. Dabei geht es nicht nur um Tipps und Empfehlungen bezüglich Essverhalten und Bewegung, sondern auch um Hilfe gegen das unter Kindern leider verbreitete Mobbing, gegen Hänseleien und Diskriminierung. Ziel der Aktion ist es, den Kindern zu helfen, ihr Gewicht wenn möglich zu stabilisieren, so dass sie in eine gesunde Wachstumsphase kommen können.

Was soll daran nun Zwang und Einmischung sein? Weshalb soll dies ein „staatliches Unfähigkeitszeugnis“ sein, wie die Kritiker behaupten? – Das ist doch reine Stimmungsmache auf verantwortungslosem Niveau. Oder würden die gleichen Freiheitshelden auch das Anbringen von Halteseilen und Geländern auf exponierten Bergpfaden bekämpfen, weil diese die individuelle Freiheit des Bürgers einschränken, in die Tiefe zu stürzen? Wie simpel gestrickt müssen Politiker sein, die so billig argumentieren?! Zum Glück, möchte man sagen, ist das deren Privatsache. Wenn sie sich im Resultat nur nicht so fatal für die Allgemeinheit auswirken könnte.


Ein Kommentar zu “Privatsache?”

  1. Antonella sagt:

    Sehr interessanter Artikel. Werde diesen Blog gerne wieder besuchen.

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