27/5 Huhn oder Ei?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:18 |
Ernährungstechnisch kommt am Anfang das Ei. Wenn du die Wahl hast zwischen einem bereits gekochten Ei aus dem Supermarkt (auch wenn auf der mit künstlichem Stroh verzierten Packung „aus Bodenhaltung“ steht) und einem Ei aus dem Dorfladen, das vor vier Tagen beim Bauern in der Nachbargemeinde gelegt wurde, dann ist der Entscheid klar.
Und der Geschmack verrät deutlich, dass das freischarrende Huhn beim Bauern wohl ein glücklicheres Leben führt als jenes, das am Boden gehalten wurde. Der Bauernei-Dotter erstrahlt in sattem Gelb, ist weich-krümelig und hat den Geschmack von Sonne… während das Bodenhaltungs-Ei einen Dotter hat, der grüngelblich-bleich und etwas matschig ist und eigentlich nach nichts schmeckt. Oder es ist denn alles nur Einbildung.
Beim Essen taucht unvermittelt die Frage auf, wie es eigentlich mit den Küken sei. Ob sich durch temperaturgerechtes Brüten jedes Ei, auch das aus dem Supermarkt (natürlich ungekocht) in ein Hühnchen verwandeln lasse? Die Meinungen waren geteilt. Ja, sagten die einen. Nein, sagten die andern, nur wenn vorher eine Befruchtung durch den Herrn Hahn stattgefunden hätte. Und der würde in den Legefabriken von den Hennen ferngehalten.
Im Gegenteil, lautete eine andere Meinung, es sei der amouröse Zuspruch des Hahns, der erst die Legefreudigkeit seiner Damen ankurble… aber wie, meinten wieder andere, werde dies denn in den immer noch vorhandenen Legebatterien angehen, wo sicher kein Hahn durch die Gitterstäbe hindurch…
Durch elektronisches Nachschlagen per Smartphone lernten wir, dass jedes Ei, ehe es in den Verkauf gelangt, durchleuchtet werde, zur Kontrolle, ob sich da schon ein Embryo gebildet habe. Und früher hätte es in jedem Tante-Emma-Laden eine extra Lampe gehabt, damit die Kunden ihre Eier vor den Kauf noch checken konnten – eine Art Nacktscanner für das ungeborene Federvieh.
Eine lehrreiche Debatte, die uns zeigt, dass wir irgendwie die Nähe zu den altvertrauten Grundnahrungsmitteln verloren haben und vieles nicht mehr wissen, was früher bekannt und bewusst war.