20/6  Urban Farmers

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:15

Den Begriff habe ich noch nicht gekannt. Er tauchte heute in den Medien auf im Zusammenhang mit dem Öko-Gipfel in Brasilien: Landwirtschaft im Kleinen (quasi Schrebergardening) auf flachen Dächern, in Hinterhöfen, auf winzigen Parzellen mitten in der City.

Die Väter der seinerzeitigen Anbauschlacht hätten ihre helle Freude: immer mehr Leute suchen offenbar das Heil in selbstgezogenem Gemüse und bei Früchten aus der eigenen Kultur, so klein sie auch sein mag. Das ist ein beschneidener Sieg gegenüber der allmächtigen Lebensmittel-Industrie, welche ihre Produkte in gigantischen Logistik-Schlachten rund um den Erdball verschiebt, so dass wir mit jeder Kiwi einen halben Liter Erdöl schlucken…

Wir leben im Überfluss und andernorts verhungern die Kinder. Vor einiger Zeit hat eine aufrüttelnde Dokumentation von SPIEGEL-TV den Wahnsinn unserer Wegwerfgesellschaft aufgezeigt, die Produkte in Massen entsorgt und vernichtet, bloss weil sie ästhetisch nicht ganz der Norm entsprechen: weil die Gurke zu krumm ist, die Kartoffel nicht ebenmässig rund, das Verfalldatum abgelaufen, obwohl die Ware immer noch perfekt zum Verzehr geeignet wäre.

Mit den Lebensmitteln, die in Europa weggeworfen werden, könnte die hungernde Bevölkerung der übrigen Erde zweimal ernährt werden, lautet die Botschaft des Beitrags. Das Urban Farming auf unseren Dächern trägt zu diesem Versorgungsproblem wenig bei. Aber jeder von uns könnte helfen, die Abfallberge kleiner zu halten.