13/7 Beim Einkauf
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 19:52 |
Vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein. Aber heute war das Gefühl wieder da, als ich mein Einkaufswägelchen zwischen den Regalen durch in Richtung Kasse schob. Es kam mir vor, als würden mich einzelne der Mitkunden aufmerksam, mit dem verstohlen kurzen, wissenden Blick des Wiedererkennens mustern und dann mit einem klaren Schwenk der Augen ihre Aufmerksamkeit dem Inhalt meines Wagens widmen.
Und ich konnte an ihren Gesichtern förmlich ablesen was sie dachten: Das ist doch der Dicke, der jeweils im Fernsehen vom Abnehmen spricht… mal schauen, was der selber so alles einkauft! Und dann mustern sie akribisch, was sich in meinem Wagen türmt, und ich schaue etwas verlegen weg.
Diesmal habe ich Glück. Der Klarsichtbeutel mit dem geschnittenen Eisbergsalat ist gut sichtbar, ebenso die Schale mit den viel zu teuren Schweizer Kirschen (die aus Griechenland und der Türkei wären zwar billiger gewesen), und der Beutel mit den Karotten. Wurstwaren habe ich diesmal keine dabei und die Milch ist am hellblauen Deckel leicht als teilentrahmt zu identifizieren. Gut zugedeckt liegt zuunterst das 2-für-1-Schnäppchenangebot mit den drei Schoko-Milchdrinks. Auch der vollfette Käse ist nicht auf den ersten Blick zu sehen (das Leben ist zu kurz um den ausgemagerten légér-Käse zu essen), und das ziemlich kalorienreiche Quarkdessert ist auch etwas versteckt. Ebenso das Laugenbrot, vor dem jede pflichtebewusste Ernährungsberaterin warnt. Und mein griechisches Lieblingsjoghurt, mit Rahm und Honig angereichert, habe ich hinter dem Salat in Sicherheit gebracht.
Aber an der Kasse nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Da müssen alle Einkäufe gnadenlos aufs Rollband und unter den kritischen Blicken der Umstehenden paradefahren. Zum Glück ist die Kassiererin abgehärtet. Sie lässt sich nichts anmerken und zieht mit stoischer Ruhe meine Waren über das Scanner-Licht. Ohne aufzublicken nimmt sie mir die Superpunkt/Cumulus-Karte aus der Hand und scannt sie ein. Ich bin gerettet und lasse alles in meiner grossen Tragetasche verschwinden.
Ob mir noch jemand nachschaut will ich gar nicht wissen. Aber eins ist sicher: Ich werde einer der ersten sein, der die neuen Terminals benutzen wird, wo man seine Einkäufe selber eingeben kann.