3/8  Videospiel-Enttäuschung

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 20:55

Gross war die Freude, als vor einigen Jahren der Videospiele-Gigant Nintendo sein neustes Tool auf den Markt brachte: Wii. Das Device zeichnete sich dadurch aus, dass Figuren auf dem Bildschirm nicht mehr per Tastendruck oder Joystick gesteuert wurden, sondern durch aktive Bewegungen im Raum. Mit dem entsprechenden Schwung konnte man einen Tennisspieler seinen Ball übers virtuelle Netz schlagen lassen oder einen TV-Golfer dazu bringen, dass er seinen Ball weit auf den Rasen katapultierte.

Das körperlich-interaktive Video-Game war geboren und Eltern wie Erzieher witterten die grosse Chance, die bildschirmverhockte Jugend dadurch wieder aktivieren und zu lustvoller Bewegung animieren zu können. Und überall hörte man begeisterte Feedbacks, wie sich ganze Familien im gemeinsamen Wettkampf in der Wohnstube massen… Dann wurde es stiller um die Innovation und neue Features beherrschten das Gespräch, 3-D-Spiele und immer realistischere Adventure-Online-Games.

Und jetzt kommt eine knallharte Abrechnung mit Wii, dem überhaupt kein sportlicher Nutzen attestiert wird. Professor Randall Stross aus Silicon Valley fasst in einem international beachteten Aufsatz verschiedene Studien zusammen, in denen der Umgang von Jugendlichen mit dem Spielzeug untersucht worden war. Demzufolge konnten bei zwei unterschiedlichen Kontrollgruppen von Kindern zwischen 9 und 12 Jahren bezüglich Fitness keinerlei Unterschiede festgestellt werden… die eine Gruppe hatte sich 13 Wochen lang mit dem Bewegungs-Spiel Wii beschäftigt, die andere hatte sich in der gleichen Zeit mit „passiven“ Games vergnügt.

Während der ganzen Zeit wurden die Kids mit Bewegungs-Sensoren überwacht, die ihre körperliche Aktivität rund um die Uhr massen. Die Ergebnisse waren völlig ausgeglichen, die Wii-Kinder „kompensierten“ ihre Bewegung vor dem Bildschirm einfach anderswo, aber bewegten sich keineswegs „mehr“ als die andern. Eine weitere Untersuchung hatte ergeben, dass die Wii-Spiele in den ersten sechs Wochen im Schnit täglich während 22 Minuten benutzt wurden, in den zweiten sechs Wochen sank die Benützungsdauer auf 4 Minuten… und am Ende waren die für die Gesundheit relevanten Fitness-Werte unverändert. (Das erinnert uns irgendwie an die vielen Hometrainer, die in vielen Wohnungen als teure Kleiderständer dienen…)

Sollen sich Kinder wirklich sinnvoll bewegen, folgert der Autor, müssen sie nach draussen gehen, ohne Steuergerät und TV-Monitor.