5/8  Wieder eine Pille

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:32

Neuer Hoffnungsschimmer. Zunächst – wo sonst? – am Mäusehimmel. An den pelzigen Nagern wurde ein neues Präparat erprobt. Es ähnelt in Aufbau und Wirkung dem bereits wieder vom Markt genommenen Acomplia (Rimonabant), allerdings ohne dessen Nebenwirkungen (Frage: wir stellt man fest, ob Mäuse Depressionen oder Selbstmordgedanken haben?). Das neue Produkt dringt weniger tief in die Hirnwindungen ein, es blockiert keine Rezeptoren und überschwemmt das Hormonsystem auch nicht mit grossen Mengen bestimmter Substanzen… es hat die Eigenschaft, dass es die Sensibilität für das körpereigene Sättigungs-Hormon Leptin erhöht und so zu einer natürlichen Zügelung des Appetits führt.

Eine kürzlich publizierte Studie hat diese Wirkung bei Mäusen nachgewiesen, der Versuch am Menschen steht noch aus, ihm würde dann ein langwieriger Zulassungs-Prozess folgen müssen. Dass die Forschung nach wie vor auf der Suche nach einem pharmazeutischen Produkt zur Eindämmung der Adipositas-Epidemie ist, lässt verschiedene Schlüsse zu. Der eine ist offensichtlich: da winkt ein gigantischer weltweiter Markt. Wer ihn mit einem nebenwirkungsfreien Medikament erobern kann, hat für lange Zeit ausgesorgt. Gleichzeitig offenbart der Vorgang, dass die Wissenschaft realisiert hat, dass die Möglichkeiten der „konventionellen“ therapeutischen Strategien (weniger essen/mehr bewegen) begrenzt sind, dass die Mehrzahl der Patienten früher oder später trotz anfänglicher Erfolge wieder in alte Lebens- und Verhaltensmuster zurückfällt. Dass es zur Flucht aus diesem Teufelskreis zwar den Weg über die Chirurgie gibt, der aber den wirklich schweren Fällen vorbehalten bleiben muss, dass es zur Vorbeugung und zur langanhaltenden Gewichtskontrolle jedoch noch zusätzlicher Hilfsmittel bedarf – auch wenn wir diese im Moment noch nicht kennen. Da werden noch einige Mäuse für uns dran glauben müssen.