6/8  Schokogesundheit

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:08

Es war eine Medienanfrage, die mich am Nachmittag erreicht hatte. Was wir von der SAPS dazu sagen würden, dass der weltgrösste Schokoladehersteller von der EU die Bewilligung erhalten habe, auf der Packung zu deklarieren, dass Schokolade für die Gesundheit förderlich sei.

In der Tat: während die Gesuche der Joghurtfabrikanten betr. Health-Claims von den zuständigen wissenschaftlichen EU-Gremien brutal abgeschmettert wurden, erhielt der Schokomacher die erhofften Brief und Siegel. Während fünf Jahren darf er nun auf der Verpackung auf die für den Blutkreislauf positiven Auswirkungen gewisser Substanzen hinweisen, die in bestimmten Schokolade-Produkten enthalten sind.

Es geht um die Kakaoflavanolen, ein Wirkstoff in der Kakaobohne. 200 Milligramm davon pro Tag seien gut für die Blutzirkulation, für die Öffnung der Gefässe. Diese sind enthalten in 2,5 Gramm Kakaopulver, die wiederum in 10 Gramm sehr dunkler Schokolade enthalten sind. Die Firma ist glücklich über diesen Entscheid, sie verspricht sich davon markante Markt- und Gewinnchancen.

Wahrscheinlich hofft man auf die populäre Volksweisheit Viel hilft viel. Und dass die tumben Konsumenten denken, mit grossen Mengen Schokolade könne man sich vom Herzinfarkt-Risiko freifuttern. Dem ist allerdings nicht so. Von zu viel Schokolade wird man höchstens dick, aber nicht gesund.

Dass Schokolade ein Glücksgefühl auslösen kann, ist unbestritten, auch wenn es sich dabei nicht in erster Linie um die dunkle, leicht bittere Sorte handelt. Und es ist auch wahr, dass Schokolade ein gewisses Suchtpotenzial hat. Ich kenne viele Leute – mich selber engeschlossen – die schlicht nicht fähig sind, von einer Schokoladetafel nur ein einzelnes Täfelchen zu essen: die hören nicht auf, bevor die ganze Tafel verputzt oder die Pralinenschachtel leer ist. Es geht also letztlich doch um Disziplin in der Dosierung, denn die Dosis ist es, die über gut oder böse entscheidet.

Das habe ich auch dem Journalisten gesagt. Die EU-Richtlinie ist ok. Daran gibt es nichts zu rütteln. Es hätte auch keinen Zweck, Schokolade verbieten zu wollen. Vielleicht ist ja gerade das Gesundheitszertifikat ein Weg, über die vernünftige Dosierung aufzuklären. Das ist auch mit den normalen Medikamenten so.