10/9  Junk-Olympia

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:13

Was befürchtet wurde ist eingetreten. Besorgte Ärzte hatten im Vorfeld der Olympischen Spiele in London gewarnt, das intensive Sponsoring des Anlasses durch Fast- und Junk-Food-Anbieter und Softdrink-Produzenten könnte zu einer gefährlichen Zunahme des Konsums dieser dickmachenden Lebensmittel führen.

Nun zeigt die Analyse der Verkaufszahlen, dass der Absatz der mit Sponsoring beworbenen Produkte während der Dauer der Spiele gegenüber dem Olympia-losen Vorjahr um rund 10 Prozent zugenommen hat. Einer der Gründe dürfte gewesen sein, dass die Briten mehr Zeit vor dem Fernseher verbrachten, daher nicht die Musse hatten, sich ordentlich was zu kochen oder sich in einem „richtigen“ Restaurant zu verpflegen.

Dadurch könnten die sportlichen Spiele zwar neue Rekorde und Medaillengewinne bewirkt haben, gleichzeitig aber auch die fünf Ringe in Form von Speckringen um die kindlichen Hüften geschlungen haben…




9/9  Fett und trotzdem fit?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:15

Das ist eine sowohl tröstliche als auch verwirrliche Information, die letzte Woche im Europäischen Herz-Journal publiziert wurde. Zwei breit angelegte Langzeit-Studien haben gezeigt, dass die bekannten Adipositas-Begleiterkrankungen nicht automatisch bei allen Betroffenen in gleicher Weise zum Tragen kommen und dass sich aufgrund des Gewichts bzw. des BMI allein noch keine verlässlichen Prognosen über allfällige Krankheits-Verläufe erstellen lassen.

In der einen Studie wurden die Daten von über 40’000 Patienten ausgewertet, in der anderen sogar von über 60’000 bis zu deren Lebensende. Und es zeigte sich, dass rund 40% der Adipositas-Kranken nicht an den „üblichen“ Komorbiditäten wie Diabetes, Herzkreislauf-Beschwerden, zu hohem Cholesterinspiegel oder Insulinresistenz litten und dass es darunter sogar einen beträchtlichen Anteil von Leuten hatte, deren Fitnesszustand besser war als der von „gesunden“ und normalgewichtigen Personen.

Das heisst nun aber nicht, dass an der Adipositas-Präventionsfront Entwarnung gegeben werden könnte. Im Gegenteil. Denn die Chance, von einer der zahlreichen Begleiterkrankungen betroffen oder verschont zu werden liegt quasi bei 50/50. Es ist also gewissermassen ein Russisches Roulett, das man mit seiner Gesundheit spielt, wenn man es einfach mal „drauf ankommen lässt“. Denn auch wenn einem die typischen metabolisches Erkrankungen erspart bleiben, so hat man doch mit allen anderen Unbequemlichkeiten und Widerwärtigkeiten zu kämpfen, welche durch allzu viel Gewicht, zu grosse Masse, durch zunehmende Unbeweglichkeit etc. verursacht werden.

Ist man jung, kann man das locker wegstecken, kann flink sein, sein Körpervolumen schwungvoll in Bewegung setzen und so tun, als würde es einem effektiv nichts ausmachen… Aber mit zunehmendem Alter fordert die Wirklichkeit ihren Tribut. Und von den Schädgungen der Gelenke ist in der erwähnen Publikation keine Rede. Es ging „nurt“ um Herz, Lunge, Krebsrisiko, Diabetes und weitere metabolische Krankheiten.

Die Fitness, deren sich auch dicke Menschen erfreuen können, ist nicht absolut sondern relativ. Das ist der tröstliche Inhalt der Botschaft. Verwirrlich dabei ist – und ich kenne mich dafür zur Genüge – dass sich nun eine kleine Stimme in mir einnisten kann, die mir mit süsser Tonlage zuflüstert, macht nichts, du bist ja relativ fit, jedes Mal, wenn ich mich entscheiden sollte, ob ich einer Versuchung widerstehen will oder nicht. Das kann ja heiter werden.




8/9  Etwas für Freaks?

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:23

Nein, es tönt nur so ähnlich. Es heisst Freekeh, ausgesprochen wie Frii-ka. Und es ist ein traditioneller Nahrungsbestandteil, der in der arabischen Welt seit 2000 Jahren bekannt ist und gegessen wird. Es handelt sich dabei um Weizenkörner, die geerntet werden solange sie noch grün sind. Dann werden sie geröstet und finden Verwendung in zahlreichen Rezepten.

Man kann es zubereiten wie Reis oder Gerste, für Pilaw verwenden oder als Salatbeilage, in Suppen und  Curries, ja sogar als Ersatz für Hackfleisch in Saucen oder Lasagne und überhaupt für viele vegetarische Rezepte. Und es eignet sich besonders gut für eine ausgewogene, sättigende Ernährung. Denn eine Tasse Freekeh (gekocht) enthält 130 Kalorien, 1 Gramm Fett, 26 Gramm Kohlenhydrate, 4 Gramm Nahrungsfasern und 8 Gramm Eiweiss.

Die Beilage ist in angelsächsischen Ländern in kurzer Zeit zur Kultspeise avanciert. Ob sie hierzulande bereits in die Reormhäuser vorgedrungen ist, bleibt zu überprüfen. Auf jeden Fall stellt es eine gesunde Bereicherung der Speisekarte dar und verdient das Interesse aller bewussten EsserInnen.




7/9  Am Samstag ist SAPS-Tag!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:53

Fast hätt ich es vergessen. Natürlich gehören die LeserInnen des eBalance-Blogs AUCH zum Zielpublikum der Info-Veranstaltung der Schweizerischen Adipositas-Stiftung SAPS, denn einer der markanten Programmpunkte ist die Präsentation von eBalance durch Karin Ammann und Andrera Schrepfer. Und auch das Programm von BODY ist sehenswert. Der Eintritt ist übrigens frei.

Noch ist es nicht zu spät, noch hat es Plätze in der Dance Hall in Oerlikon… Kurzentschlossene konnen sich also noch anmelden bis heute Freitag Mitternacht: entweder per Telefon 044 251 54 13 (auf den Telefonbeantworter) oder per E-Mail auf info@saps.ch

Ich würde mich natürlich freuen, möglichst viele meiner regelmässigen LeserInnen von Angesicht zu Angesicht begrüssen zu können.

Dann bis morgen!




5/9  Apotheke in der Nussschale

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:06

In a nutshell heisst so viel wie: auf kleinstem Raum zusammengefasst. Und genau so kommt es mir vor, wenn ich die gesundheitlichen Lobpreisungen lese, mit denen die gute alte Baumnuss bedacht wird.

Im Garten hinter unserem Ferienhaus stehen gerade zwei Exemplare, mächtige, alte Nussbäume, die schon viele Stürme überlebt haben, an denen wir als Kinder herumgeturnt sind, deren Äste unsere Schaukeln getragen haben… Je nach „Nussjahr“ ist der Boden im Herbst übersät mit den runden Holzkugeln, die aus den klebrigen grünen Schalen hervorspringen, wenn sie richtig reif sind.

Es liegen mehr am Boden als wir irgendwie verspeisen könnten. Zum Glück helfen hier die Nachbarn aus, indem sie den Segen auflesen, ehe der erste Schnee kommt… und indem sie daraus z.B. leckere Nusstorten bereiten, die ich nun ab sofort in den Adelsstand von Medikamenten erhebe. Dies ist wohlverdient, wenn man bedenkt, was die Nuss alles an Wunderheilungen vollbringen kann:

Der tägliche Verzehr von ca. 30 Gramm Baumnüssen reduziert das Herz-Kreislauf-Risiko (dank Vitamin E und Omega-3-Fettsäuren), senkt den Blutdruck (dank Mangan, Magnesium, Calzium und anderen Nährstoffen), ist gut gegen Diabetes Typ 2, senkt das Krebs-Risiko, ist gut für Haut und Haare, fördert die männliche Fruchtbarkeit und verstärkt die Knochen.

7 ganze Nüsse enthalten zwar 185 Kalorien, aber da sie gut sättigen, nimmt man daneben weniger Fett zu sich. Wahrscheinlich sollten wir uns doch wieder mehr darum bemühen, die wertvollen Geschenke der Natur selber aufzulesen. Denn auch das Bücken soll im Sinne einer sportlichen Betätigung gesundheitsförderlich sein…




4/9  Unters Messer

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 14:09

In England hat sich die Zahl der Magenbypass-Operationen in den letzten fünf Jahren versechsfacht. Sie ist von 860 Eingriffen auf 5’400 angestiegen. (Zum Vergleich: in der Schweiz sind es rund 2’000 Eingriffe pro Jahr.)

Einer Erklärung der medizinischen Fachorganisation British Obesity and Metabolic Surgery Society (BOMSS) zufolge ist der Magenbypass heute die am häufigsten ausgeführte Operation und das wirksamste Mittel, um der Adipositas-Epidemie Einhalt zu gebieten. Überdies sei das Kosten-Nutzen-Verhältnis auf Dauer optimal. Der Staat sei deshalb aufgerufen, dafür besorgt zu sein, dass genügend qualifiziertes Personal und Spitäler vorhanden sind, um alle Leute zu operieren, denen nur noch ein bariatrischer Eingriff helfen kann.

Präventionsmediziner und die Gesundheitsbehörde halten jedoch dagegen, es könne nicht angehen, die Hälfte der Bevölkerung unters Messer zu legen. Deshalb müsse die Chirurgie weiterhin als „letztes Mittel“ den besonders schweren Fällen vorbehalten bleiben, während mit aller Kraft durch Aufklärung und geeignete Massnahmen ein gesunder Lebensstil zu fördern sei, so dass nicht mehr so viele Menschen überhaupt in die Lage geraten, eine Operation beanspruchen zu müssen.

Der Staat, scheint es, hat die Bedeutung des Problems erkannt. In England.




3/9  Albtraum Fettfresser

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:27

Einer der schlimmsten Albträume, die mich als Kind gelegentlich heimsuchten, war der, dass sich kleine Lebewesen, Zwitterdinge aus Blutegel und Fisch, in mich hineinfressen und in meinem Körper herum kriechen würden. Ich habe es bisher unterlassen, nach einer Traumdeutung für dieses Phänomen zu suchen, ich habe schon lange Ruhe vor solchen nächtlichen Verfolgungsängsten.

Nun hat ein Zeitungsinserat mit einem Schlag all diese schlimmen Erinnerungen wieder wachgerufen. Es geht um ein neues, sensationelles Schlankheitsmittel, mit dem man in nur acht Wochen bis zu zehn Kilo Gewicht verlieren könne. Diesmal ist es aber nicht ein Extrakt aus der wundertätigen Artischocke, sondern ein besonderes Präparat, das aus Feigen gewonnen werde.

Es handle sich dabei, sagt das Inserat, um den wirkungsvollsten natürlichen Fettfresser. (Die Feige kommt allerdings in einem Verzeichnis der als solche bezeichneten Fett-Vertilger gar nicht vor…) – Der Auseruck als solcher, obwohl offenbar geläufig, hat in mir sofort eine plastische bildliche Assoziation in Gang gesetzt: ich habe mir kleine, flinke Feiglein vorgestellt, die aus den Tabletten schlüpfen, sich im Verdauungstrakt karnickelmässig vermehren, die Darmwand durchdringen und sich dann – wie seinerzeit Pacman auf dem Videospiel – mit weit aufgerissenen Piranha-Mäulern über die armen Fettzellen hermachen, diese laut schmatzend zermantschen, das darin enthaltene Fett verschlingen und eliminieren… so dass der Körper sichtlich in sich zusammen zu fallen beginnt… Stünde man auf einer Waage, so könnte man beobachten, wie deren Zeiger, einem Stundenzeiger gleich, langsam aber stetig rückwärts ein neues, tieferes Gewicht anzeigt…

Fatal wäre nur, wenn diese gierigen Fett-Verschlinger, nachdem sie alles schädliche Bauchfett aufgezehrt haben, sich auf unsere weiteren Weichteile stürzen würden, zuerst auf die Leber, die vielleicht auch noch etwas fettig wirkt, dann auf das Herz, sofern dieses verfettet ist, und schliesslich ins Hirn vordringen, um die grauen Zellen zu verspeisen, nachdem sie sich durch die Knochenröhren gedrängt haben, um das letzte fettige Mark aus seinen Schlupfwinkeln zu saugen…

Zum Glück ist dies ein Tag-Albtraum beim Lesen der Zeitung, aus dem ich nicht mal erwachen muss: es genügt, wenn ich die Seite mit dem unsäglich blöden Inserat einfach umblättere.




2/9  Im Schweiss des Angesichts

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:22

Mit Freund Rolf führe ich jeweils tief philosophische Gespräche darüber, ab wann wir beim Aquaqfit-Training eigentlich Fett zu verbrennen beginnen. Er hält sich eisern an die 20-Minuten-Regel, die er einmal irgendwo gelesen hat: nach 20 Minuten körperlicher Anstrengung setze die Fettverbrennung ein.

Da wir uns aber im Wasser befinden, spüren wir die Erwärmung unserer Körper durch die Bewegung nicht. Spielt das für die Fettverbrennung eine Rolle? Ich warne vor zu hoch gesteckten Erwartungen und weise darauf hin dass ein Unterschied besteht zwischen einem zügigen Workout etwa an der Hantelbank oder beim Seilspringen… und dem mehr oder weniger entspannten Sich-Treiben-Lassen mit Beinbewegen im temperierten Wasserbecken. Und da wir eh schon im Nassen sind, würden wir gar nicht merken, wenn bzw. ob wir ins Schwitzen kommen.

Wie auch immer: es ist ein weit verbreiteter Glaube, Schweissausbruch sei ein Zeichen dafür, dass der Körper Kalorien verbrennt. Zwar heisst es, dass es für die Gesundheit förderlich sei, sich mehrmals am Tag so zu bewegen, dass man leicht ausser Atem kommt und dass sich Schweiss bemerkbar macht… Aber es gibt eine ganze Reihe von Ursachen für ausgiebiges Schwitzen, die nichts mit dem Verbrennen von Kalorien zu tun haben. (So wenig wie ein Sauna-Besuch zu dauerhaftem Gewichtsverlust führen würde).

Da der Schweiss die primäre Aufgabe hat, den Körper zu kühlen, ist ein Schweissausbruch in erster Linie wetterbedingt: bei warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit kann der Schweiss nicht verdunsten, man „spürt“ ihn am Körper und nimmt das Schwitzen bewusst wahr. Aber Kalorien verbrennt man keine. Krankheits- oder durch Medikamente bedingtes Schwitzen hat ebenfalls nichts mit Kalorien zu tun. Auch der Angstschweiss im Horrorkino trägt nicht zum Gewichtsverlust bei… Zudem schwitzt nicht jeder Mensch gleich viel. Man muss ja nicht übertreiben wir der junge Mann seinerzeit in der Werbung, dem es in Fontänen unter den Armen hervor spritzte… aber nicht einmal das hatte mit dem Verbrennen von Kalorien etwas zu tun.

Bleiben wir also cool im wahrsten Sinne des Wortes, jetzt, wo es wieder kühler wird. Und denken wir daran: regelmässig mässige Bewegung ist besser als ein angestrengter Parforce-Akt. Man hört sogar, dass ein 30-Minuten-Block für Übergewichtige besser sei als eine stündige Anstrengung… Aber geben wir uns nicht dem Irrglauben hin, viel Schweiss bedeute viel Abnehmen.




1/9  Papa, nimm ab!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:51

Dass es zum Wohl des Kindes ist, wenn Mütter schon vor einer Schwangerschaft auf ihr Gewicht achten, das weiss man heute. Nicht ohne Grund beginnt der Kampf gegen die Adipositas-Epidemie deshalb bereits mit der Aufklärung der werdenden Eltern.

Neu ist nun aber, dass auch das Gewicht des Vaters schon vor der Zeugung eine wesentliche Rolle für das Wohlergehen des geplanten Kindes spielen kann. Versuche in Australien (zunächst an Mäusen) haben gezeigt, dass übergewichtige Männer mit zahlreichen Handicaps konfrontiert sind, wenn sie eine Familie gründen wollen. Väterliches Übergewicht ist schlecht für das Sperma, es beeinträchtigt die Fähigkeit des befruchteten Eis, sich in der Gebärmutterwand einzunisten und führt dazu, dass die Plazenta nicht vollständig auswächst, was wiederum zur Folge hat, dass der Fötus als kleineres Baby zur Welt kommt…

Eine ganze Reihe von Nachteilen, die da von dicken Vätern ihrem Nachwuchs mit auf den Lebensweg gegeben werden. Deshalb empfehlen die Forscher den Vaterschafts-Aspiranten, rechtzeitig ihr Gewicht in den Griff zu bekommen, ehe sie sich überhaupt mit dem Gedanken befassen, Nachkommen zu zeugen.

Was soll man dazu sagen? Adipositas und Sexualität ist ohnehin ein Thema, das kaum offen diskutiert wird. Können der optische und der taktile Umgang mit üppigen Körpern für beide Geschlechter geschmackliche Risiken so gut wie Vorteile bieten, so gibt es im technisch- physikalischen Bereich des Zeugungsaktes bei massivem Übergewicht nur Nachteile, spezielle Vorlieben hin oder her.

Die Mäuseversuche haben offenbar statistisch relevante Ergebnisse gezeitigt. Spannend wäre nun der Nachvollzug durch eine flächendeckende Erfassung der Kinder von übergewichtign Eltern… Aber ehrlich: wollen wir das wirklich wissen?