11/10  Grösse gibt Macht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 12:00

Woher es wohl kommen mag, wird gerätselt, dass bei vielen Konsumgütern – vor allem wenn es ums Essen und Trinken geht – die Verpackungsgrössen stetig wachsen. Um die Popcorn-Tüte ins Kino zu schleppen braucht es bald einen kleinen Wagen… Zuckerbonbons werden in der Kilopackung verkauft, die Süssgetränkeflaschen sind inzwischen auf zwei Liter angewachsen und immer mehr XXL-Restaurants bieten für Nimmersatte all-you-can-eat-Mahlzeiten zu Pauschalpreisen an. Das gute alte Büffet à discretion ist da längst nicht mehr konkurrenzfähig.

Was veranlasst die Menschen, zu Portionen zu greifen, die weit über dem liegen, was sie eigentlich brauchen um satt zu werden? Denn dass beim Verzehr dann in der Regel so lange zugegriffen wird, bis entweder alles verputzt ist oder man so pappsatt ist, dass sich nichts mehr reinwürgen lässt, das ist doch die täglich erlebte Realität.

Nun haben verschiedene Studien aufgezeigt, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der Wahl der Portionengrüsse und dem aktuellen Selbstwertgefühl: wer sich schwach und benachteiligt fühlt, der greift – das haben mehrere Test-Situationen übereinstimmend belegt – viel häufiger zur Riesenportion als jemand, der sich im Vollbesitz seiner Kräfte wähnt. Offenbar verleiht der Erwerb und der Besitz von „grossen“ Dingen eine Art von Machtgefühl, das den Ohnmächtigen hilft, ihre Situation besser zu meistern.

Beobachten wir uns doch einmal selber. Bei welcher Gelegenheit und in welcher Gemütslage greifen wir – wenn wir die Auswahl haben – zum „grösseren“ Produkt? Oder spielen doch andere Aspekte eine eben so wichtige Rolle?