8/11  Defizit im Umgang

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 21:47

Noch immer, hält eine aktuelle Studie fest, wird an den Universitäten nicht genug getan, um die angehenden Ärzte während ihres Studiums auf den Umgang mit adipösen und übergewichtigen Patientinnen und Patienten vorzubereiten.

Dies ist ein beachtliches Eingeständnis, das umso verblüffender ist, als dieses Defizit seit langem bekannt ist. Und es ist in Amerika nicht anders als hierzulande. Denn die Medizinstudenten leben in der gleichen Umwelt wie Otto Normalverbraucher und werden durch sie geprägt. Sie wachsen auf mit falschen Schlankheitsidealen und lernen von klein auf, dass „dick“ schlecht und negativ ist.

Ob dieser Trend während des Studium quasi durch gutes Zureden allein umgekehrt werden kann, ist allerdings eine andere Frage. Solange in Unterhaltungssendungen am TV übergewichtige junge Männer kosequent als „Specki“ bezeichnet werden, gibt es keine Hoffnung.

Wenn es in der Werbung mehr Models mit rundlichen Formen zu sehen gäbe, würden viele Frauen von ihrem vernhängnisvollen Schlankheitswahn wegkommen. Zu dieser Erkenntnis gelangt eine neue Untersuchung in England. Hier wurden Frauen nach ihrem idealen Körpertyp befragt. Jene, sich eine extra schlanke Figur gewünscht hatten, kamen von dieser Vorstellung ab, nachdem man ihnen verschiedene Bilder mit fülligeren Models gezeigt hatte…

Aber auch hier bleibt die Frage, ob eine solche Studie unter Laborbedingungen in gleicher Weise aussagekräftig ist wie die Erfahrung mit dem Leben im täglichen Alltag? Dass in USA mittlerweile die stark adipösen Menschen das Strassenbild dominieren, so dass man sich mit 150 Kilo daneben schlank vorkommt, hat wenig bis gar nichts geändert an den Standard-Idealbildern. Warten wir also auf die kommende Generation von ÄrztInnen.