19/12 Bestandesaufnahme
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 16:03 |
In einem aktuellen Bericht hat die Zeitung The Economist die weltweite Adipositas-Situation dargestellt, ausgehend von den Verhältnissen in Amerika, wo bereits zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig sind und 36 Prozent einen BMI von über 30 haben, also medizinisch gesehen an Adipositas erkrankt sind.
Die Autorin, Charlotte Howard, ist die Gesundheits-Redaktorin des Blattes. Sie gibt eine schonungslose Übersicht auch der Hilflosigkeit, mit welcher die Regierungen aller Länder dem Problem zu begegnen versuchen. Drastische Massnahmen wie ein Verbot bestimmter Nahrungsmittel schränken die individuelle Freiheit des Einzelnen ein, das zu essen, was ihm schmeckt… gleichzeitig wird seine persönliche Entscheidung für eine gesunde Wahl durch eine übermächtige Werbe-Maschinerie erschwert oder gar verunmöglicht.
Kämpften gewisse Länder vor noch nicht allzu langer Zeit gegen Hungersnot und Armut, ist auch in diesen Regionen die Anzahl der übergewichtigen und adipösen Menschen sprunghaft angestiegen, weil mit der Verbesserung des Lebensstandards der Energie-Überfluss Einzug gehalten hat. Mit dem Wohlstand kamen die verarbeiteten Nahrungsmittel, deren Energiegehalt vom Körper besser ausgewertet wird; sozialer Aufstieg führt zu einer Verlagerung der Arbeit, von der körperlichen Anstrengung hin zu bequemeren Büro-Jobs. Gleichzeitig engagieren sich auch die Frauen im Arbeitsprozess und die traditionelle Familienküche wird ersetzt durch rasch zubereitete Fertignahrung.
Auch wenn die Auswirkungen dieser Veränderung nicht in allen Ländern der Welt identisch sind, so ist ist eines doch allen gemeinsam: die Kurven der übergewichtigen und adipösen Menschen zeigen überall nach oben, mehr oder weniger ausgeprägt. Eine gross angelegte Studie der Universität Washington hat gezeigt, dass Adipositas sich seit 1990 stärker entwickelt hat als alle anderen Krankheits-Ursachen. Gleichzeitig ist die Kindersterblichkeit zurückgegangen und das Durchschnittsalter der Erwachsenen ist markant angestiegen. Dies ist nicht ohne Auswirkungen auf die Prioritäten in der Volksgesundheit geblieben: die Leute fürchten heute einen frühen Tod weniger als ein langes Leben in Krankheit.