9/1  Gen-gesteuert

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:03

Der Hinweis darauf, dass die Neigung zu Übergewichtigkeit genetisch bedingt und vererbbar sei, wird nicht selten von Gesundheits- und Schlankheitsaposteln als billige Ausrede abgetan. Als Vorwand, um sich vor der Eigenverantwortung und einer strikten Disziplin beim Essen und beim Sport zu drücken.

Als dann vor bald zehn Jahren die ersten „Adipositas-Gene“ in der DNA entschlüsselt und die Zusammenhänge zwischen bestimmten Gen-Defekten und Gewichtszunahme nachgewiesen wurden, war das für viele Betroffene eine grosse Entlastung.

Nun ist die Wissenschaft einen Schritt weiter, wie eine Forschergruppe aus Los Angeles in der Zeitschrift Cell Metabolism nachweist. Anhand von umfangreichen Versuchen mit Mäusen – deren Resultate sich weitgehend auch auf Menschen übertragen lassen – haben sie herausgefunden, dass sogar das „Endgewicht“ einzelner Individuen genetisch vorbestimmt ist und dass es die Gene sind, die bis ins letzte Detail festlegen, wie ein Organismus auf die mit der Nahrung eingenommenen Kalorien reagiert.

Natürlich behalten auch jetzt noch die oben genannten Apostel ein Stück weit Recht: selbst wenn die genetischen Vorbedingungen „ungünstig“ sind, könnte durch ein radikal konsequentes Verhalten bezüglich Ernährung und Bewegung teilweise Gegensteuer gegeben werden, im Sinne der Prophylaxe. Dadurch könnte die genetisch vorbestimmte Gewichtszunahme verzögert, aufgehalten oder eingeschränkt werden…

„Nicht zunehmen“ heisst in diesem Fall die Losung. „Wieder abnehmen“ ist da wesentlich schwieriger. Das genetische Setting wäre denn auch eine logische Erklärung dafür, dass so viele Abnehm-Versuche auf Dauer scheitern, dass das Ausgangsgewicht nach einer gewissen Zeit wieder zurück kommt, dass es extrem schwierig ist, nach einer Reduktion das neue Gewicht über eine längere Zeit zu halten.

Das reine Vorhandensein, die Verfügbarkeit von Nahrung „im Überfluss“ (verbunden mit der Möglichkeit, ohne körperliche Anstrengung durchs Leben zu kommen) löst auf Dauer den Übergewichts-Mechanismus aus, wenn er denn genetisch im Individuum angelegt ist.