24/1 Gesellschaft
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:19 |
Unter dem Motto Gesellschaftlichen Wandel gestalten führt die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz ihre diesjährige nationale Konferenz durch. Drei Eintretensreferate skizzierten das Problemfeld. Aus soziologischer Sicht wurde u.a. am Beispiel der Adipositas-Bekämpfung dargelegt, dass es einerseits die Gesellschaft und ihr Lebensstil sind, welche die Normen und Wertestrukturen prägen, dass aber anderseits die soziale Gerechtigkeit und die Bildung ausschlaggebend sind dafür, wie stark ein Individuum betroffen ist. Anhand der Anzahl übergewichtiger und adipöser Kinder aus den verschiedenen Bildungsschichten (wie sie an Berner Schulen erhoben wurden), kann ersehen werden, dass die Adipositas-Prävalenz umso höher ist, je tiefer das Bildungsneiveau der betroffenen Kinder ist. Die Schlussfolgerung des Sozailforschers Dr. Markus Lamprecht: der Kampf gegen Adipositas ist immer auch ein Kampf für Gerechtigkeit und gegen Benachteiligung derer, denen es weniger gut geht.
Da melden sich ja glatt die alten 68er-Gefühle zurück! – Gesellschaftlicher Wandel, sagte der Genfer Soziologieprofessor Sandro Cattacin, wird immer dann eingeleitet, wenn der Leidensdruck an einem Zustand so gross wird, dass er nicht mehr auszuhalten ist. Ein Einzelner kann in der Demokratie nichts ausrichten, aber wenn sich viele Betroffene zusammen tun und sich laut genug beemerkbar machen, kann ihr Anliegen auf die politische Agenda gesetzt werden und ein Wandel findet statt, manchmal dauert es einfach etwas länger.
Am Beispiel des Umgangs mit der Krankheit Krebs legte der Historiker Daniel Kauz dar, wie sehr die Wahrnehmung eines gesundheitlichen Phänomens abhängt vom Stand der jeweiligen wissenschaftlichen Erkenntnis, aber auch vom aktuellen Stand der technischen Standards. – Interessant verspricht der Freitag zu werden, wenn es um die aktive Rolle der Politik in diesem Bereich geht… natürlich unter Berücksichtigung der ganz besonderen strukturellen Gegebenheiten in der Schweiz, wo die Verantwortung für das Gesundheitswesen bei den Kantonen angesiedelt ist.