25/2 Wer verliert was?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:28 |
Seit letzter Woche werden im TV wieder die Dicken über den Bildschirm gehetzt. The Biggest Loser heisst die Serie auf Sat.1, nach amerikanischem Vorbild, in erneuertem Gewand. Zu Paaren getrieben und in farbige Trikots gesteckt, wabbeln die Kolosse durch eine spanische Fitnesslandschaft.
Schicksalsgerät ist die überdimensionale Waage, auf die sich die Teilnehmenden stellen müssen. Spannender als die Rangverkündung bei Heidi Klums Modelcasting ist der Wiegeprozess, indem die digitale Gewichtsanzeige sekundenlang zwischen mini- und maximalen Werten pendelt… bis sie am Schluss ein Resultat anzeigt, das niemand überprüfen kann.
Wer nach einer Woche am wenigsten abgenommen hat, fliegt raus.
Was ist der erkennbare Gewinn einer solchen Veranstaltung? Ist es die gnadenlose Zurschaustellung von kranken Menschen als abschreckendes Beispiel und Mahnmal gegen eine ungesunde Lebensweise? Denn eine wirkliche Lebenshilfe vermag dieses Spektakel nicht zu vermitteln: es ist, als wollte man das Dschungelcamp ernsthaft als Überlebenstraining für angehende Expeditionsteilnehmer verkaufen…
Aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht ist es absurd und gefährlich, in so kurzer Zeit so viel abnehmen zu wollen. Wer es nicht schafft, muss nicht unbedingt „schuld“ daran sein, es ist seine individuelle Konstellation, die es ihm erlaubt, mehr oder weniger Gewicht zu verlieren. Sendungen wie diese unterstützen und erhärten lediglich die bestehenden Vorurteile, brandmarken die Betroffenen uns setzen sie gnadenlosem Spott aus. Auf der Strecke bleibt dabei die Würde, auf die auch ein Mensch ein Anrecht hat, dessen Körpergewicht – aus welchem Grund immer – aus dem Ruder gelaufen ist.
… und keiner wird gezwungen, mitzumachen oder die Sendung anzuschauen. Aber die fünfzehn Minuten Ruhm sind wohl für die Teilnehmenden wichtiger als Schande und Spott.
In Amerika wird bereits geplant eine solche Sendung mit Kindern zu machen. Ich hoffe sehr, dass es nicht so weit kommt!