3/3  Beinschinken à discrétion

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:22

In der heutigen TV-Satire-Sendung GIACOBBO/MÜLLER trat als Gesprächsgast einer auf, der es mit dem Essen hat. Hermann Struchen ist Multi-Mandatsträger und so etwas wie ein professioneller Aktionärsversammlungs-Gänger bzw. -Esser. Dank minimem Aktienbesitz nimmt er an unzähligen Generalversammlungen teil, wo er auch gelegentlich das Wort ergreift.

Berüchtigt und bekannt ist der 83-Jährige geworden, nachdem er an der Novartis-GV, die sich eigentlich mit den 72 Millionen für den Präsidenten beschäftigen sollte, einen geharnischen Vortrag hielt über die Verluderung der Verpflegungs-Kultur, vor allem bei Novartis.

Und er schwelgte in kulinarischen Erinnerungen, wo überall die Aktionäre gut und üppig abgespeist würden und wo nicht. Diese nicht zu übersehende Realsatire hat ihm eine Live-Einladung in die TV-Unterhaltungssendung eingebracht und er war, das darf man neidlos und unumwunden ugeben, das absolute Glanzlicht, der komische Höhepunkt der ganzen Sendung.

Und wenn das Redaktionsteam zwei Dutzend begabte Pointenschreiber umfassen würde – so umwerfende Einwürfe hätten sich diese nie und nimmer einfallen lassen können. Struchen erwies sich als knorriges Original, das nicht auf den Mund gefallen ist und das mit blitzschnellen Pointen konterte, bevor die Profis nur ihren Satz zuende gesagt hatten. Das Publikum dankte mit tosendem Applaus.

Am meisten Zustimmung fand die als Ergänzung nachgereichte Präzisierung, dass es an der besten aller Versammlungen nicht nur warmen Beinschinken mit Kartoffelsalat gegeben habe, sondern Beinschinken à discrétion! Struchen kommt noch aus einer Generation, für die die reine Menge des Essens einen Hauptgewinn darstellt, denn damit, dass man sich den Bauch so richtig vollschlagen kann, hat man eine Chance, die nächste Hungersnot oder den nächsten Krieg heil zu überstehen… Diese Reflexe sind tief in uns drin und prägen unser Essverhalten, z.B. wenn wir unter Stress sind.

Novartis hatte die Verpflegung der Aktionäre abgeschafft. Man könnte sagen, dies sei ein sinnvoller Beitrag zur gesundheitsbewussten Ernährung der Aktionäre gewesen… Aber Irrtum: der Essensverzicht hat dem Konzern durch den Mund des rüstigen Seniors nur Schimpf und Schande und den Ruf eingebracht, das schlechteste aller Unternehmen zu sein. Also her mit dem Beinschinken!