16/3 HITCHCOCK – der Film
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:38 |
Es hat etwas mit Ernährung zu tun. Afred Hitchcock, der unübertroffene Meister der Spannung, war Zeit seines Lebens etwas füllig. Das Thema Abnehmen, Diät halten und von Fressattacken geplagt zu sein hat offenbar seinen Alltag weitgehend geprägt, wenn man davon ausgeht, dass dieser Film, der eine Episode aus dem Schaffen des grossen Regisseurs illustriert, auf wahren Fakten beruht.
Da sind nicht nur die grossartigen Interpreten, allen voran Anthony Hopkins, der den Gruselmeister nicht spielt, sondern ihn mit Haut und Haar verkörpert, dann Helen Mirren als Ehefrau an seiner Seite, und Scarlett Johannsson in der Rolle von Vivien Leigh, die in Psycho unter der Dusche ums Leben kommt.
Es ist eine berührende Geschichte, die den Kampf des Regie-Titanen mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten zeigt, mit seiner Eifersucht, als er vermutet, seine Frau habe ein Verhältnis, mit seiner verzweifelten Suche nach dem idealen, superblonden Frauentyp, die sich durch die meisten seiner Filme zieht, mit seiner Sehnsucht nach Anerkennung, von der er nicht genug bekommen kann, und seinem permanenten und nicht immer freiwilligen Kampf gegen seine Körperfülle.
Seine Frau hält ihn zu gesundem Gemüseverzehr an, er befolgt ihre Anweisungen widerwillig und büxt bei jeder Gelegenheit aus, zum Rotweinglas und zur Whiskey-Flasche. In einem Eifersuchtsanfall frisst er in der Nacht buchstäblich den Eisschrank leer, stopft in sich hinein, was an Vorräten da ist, und fühlt sich elend dabei…
Hopkins verkörpert diese massige, immer leicht nach hinten geneigte Gestalt, die man aus unzähligen Darstellungen vor allem als allgegenwärtige Silhouette kennt, so intensiv, dass man ihm jedes seiner Pfunde abnimmt, als hätte er selber als Mensch diese Last sein ganzes Leben lang mit sich herumgeschleppt: ein Schutzpanzer gleichsam für eine sensible, verwundbare Seele, die für andere jedes Detail befehlen und kontrollieren will und die für sich selber hilflos ist, wenn die starke Hand einer fürsorglichen Führung, wie seine Frau sie ihm in guten Zeiten bietet, feht.
Das macht das für unnahbar gehaltene Monument der Filmgeschichte menschlich und bettet es in den gewöhnlichen Alltag ein: einer wie wir eben, auf seine Art.