27/3  Unbewusst essen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:12

Es ist nicht so, als würde man schlafwandeln. Aber das Phänomen des „unbewussten Essens“ ist eine interessante Sache. 220 mal täglich treffen wir eine Entscheidung, etwas zu essen oder zu trinken – oder es zu unterlassen. Aber nur die wenigsten dieser Entscheidungen erfolgen bei vollem Bewusstsein, nämlich gerade mal 15 Stück. Der Rest läuft quasi spontan, im Unterbewussten ab.

Zu diesen Zahlen ist eine Untersuchung in England gelangt, welche im Auftrag von WeightWatchers durchgeführt wurde. Dieser Studie zufolge verzehrt jeder durchschnittliche Brite im Laufe eines Jahres 1’270 Kilo an Lebensmitteln. Das sind aber 384 Kilo mehr, als der Mensch zum Überleben brauchen würde… dieses Zusatz-Volumen schlägt sich als Fettreserve auf Hüften und Bauch nieder, sofern es nicht durch Bewegung oder das braune Körperfett wieder abgefackelt wird.

Als Grund für diesen meist nicht bewusst wahrgenommenen chronischen „Über-Konsum“ benennen die Forscher unsere „vergiftete Umwelt“: wir sind umzingelt von immer mehr Möglichkeiten, im Vorbeigehen schnell und günstig eine kleine, warme oder kalte Speise zu uns zu nehmen, einen Drink zu konsumieren, eine Kalorienbombe in Form eines Latte macchiato oder eines Snacks „to go“… oder etwas aus einem Automaten zu ziehen.

Interessant ist dabei, dass – zumindest in England – 43% der zuviel aufgenommenen Kalorien aufs Konto von allzu fettigen Brotaufstrichen gehen! (Nutella lässt grüssen…) Auf der andern Seite essen die Briten im Schnitt 69% weniger Früchte und 75% weniger Gemüse als die für eine ausgewogene Ernährung ärztlich empfohlene Menge!

Das Gewichts-Reduktionsprogramm WeightWatchers macht sich anheischig, seine KundInnen über diese Zusammenhänge aufzuklären und ihnen jene Tricks und Kniffe zu vermitteln, die sie in die Lage versetzen, die „unbewussten“ Entscheide bewusst zu machen und sich den heimlichen Verführungen zu entziehen, nicht in die überall aufgestellten Essens- und Genuss-Fallen zu tappen.

Ich weiss noch, wie ich vor vielen Jahren bei meinem ersten Besuch in Paris auf die zahlreichen fliegenden Händler reagiert habe, die mit ihren Fahrzeugen und mobilen Ständen an jeder Strassenecke und unter jedem Arkadensturz standen und  ihre Baguettes, Käsebrote, Croissants und gebratenen Würstchen feilboten… und wie ich mir damals wünschte, so etwas möchte es doch in unserer nüchternen Frauenvereins-Schweiz auch geben… und siehe da: jetzt, wo wir bei uns bald rund um die Uhr die gleichen Zustände haben wie in der restlichen sogenannt zivilisierten Welt, jetzt ist es auch wieder nicht recht?!