12/4  Zweimal 12 Nullen!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:13

Sie ist 40 und heisst Anna Lappé. Sie ist Mutter zweier kleiner Kinder und sie ist eine engagierte Kämpferin für eine bessere Welt dank besserem Essen. Sie hat zahlreiche Bücher geschrieben, berät Regierungen und NGOs und hält Vorträge darüber, wie die Lebensmittelindustrie (in USA und anderswo) unsere Kinder einer regelrechten Gehirnwäsche unterzieht.

Pro Jahr geben die Junkfood-Hersteller in Amerika 2 Billionen Dollars aus für Werbung, die sich an Kinder richtet. Das ist eine Zwei mit zwölf Nullen, oder anders gesagt: es sind zweitausend Milliarden, die Jahr für Jahr ausgegeben werden, um die US-Kids als möglichst lebenslange Junkfood-Konsumenten anzufixen.

In einem eindrücklichen Referat geisselt Anna Lappé dieses Vorgehen und seine Konsequenzen. Es lohnt sich, sich diese Viertelstunde auf YouTube in Ruhe anzusehen. Einige Stichworte seien aufgenommen, auch wenn die Methoden bei uns noch nicht so ausgeprägt erscheinen: die ersten Vorboten sind da und vielleicht haben wir noch Zeit, einzelne Auswüchse durch gezielte Regelungen zumindest einzudämmen.

4’600 mal wird ein US-Kind pro Jahr mit einer werbenden Botschaft konfrontiert, die es auffordert, ein bestimmtes Produkt zu konsumieren oder die Eltern zu veranlassen, es zu kaufen. Man nennt dies „Pester Power“, gewissermassen die „Macht der Belästigung“: dass ein Grossteil dieser Produkte gegen den elterlichen Willen gekauft werden, weil die Kinder dermassen quengeln, angestachelt durch die Food-Werbung. Süssigkeiten-Hersteller bieten den Schulen gratis Lehrmittel an. Eine Zuckerlimonade offeriert gegen genügend leere Flaschen ein buntes Set mit Gegenständen für Spiel und Sport… aber der „Gegenwert“ beträgt 55’000 Flaschen!

Die ganze Propagandaflut hat sich längst von den TV-Bildschirmen in die Social-Media-Landschaft verlagert, holt die Kids über deren Handys und Tablets ein, ist mit Wettbewerben, Spielen und Preisgewinnen allgegenwärtig… – Es geht, sagt Anna Lappé um Langzeitfolgen für die jungen Menschen, die buchstäblich über Leben und Tod entscheiden können. Jedes dritte Kind in USA ist zu dick, bereits jedes zweite farbige Kind ist übergewichtig mit der Anlage zu schweren gesundheitlichen Schäden und Spätfolgen.

Was ist zu tun? Es gibt private und staatliche Initiativen, die verantwortungsbewusste Eltern unterstützen können. Aber zuerst müssen die sozialen Normen neu definiert werden und es braucht rechtliche Grundlagen, um die Werbeflut einzudämmen. Die Lebensmittelindustrie sage stets, es liege in der Verantwortung der Eltern, ihre Kinder zum richtigen Essverhalten zu erziehen… Einversanden! ruft Anna Lappé. Aber die Spiesse sind ungleich lang. Wenn ihr das wirklich meint, sagt sie, dann hört sofort auf, unsere Kinder mit eurem Werbemüll einzudecken: Unsere Kinder sind unsere Sache, haltet euch da raus!


2 Kommentare zu “Zweimal 12 Nullen!”

  1. manuela sagt:

    danke für den link zu Lappés vortrag. ein klares und eindeutiges votum – einfach super!

  2. Marina Trachsel sagt:

    Tja, da war wohl ein „False Friend“ am Werk. Die Dame im Video spricht von „Two Billions“, eine englische Billion ist aber eine deutsche Milliarde.
    (Eine englische Trillion ist eine deutsche Billion, ect)
    Das hätte schon auffallen können, denn 2000 Milliarden sind das Doppelte des US Defizits 2012, oder anders gesagt 6700 US$ pro Kopf, was selbst für die Amerikaner etwas viel Werbeausgaben wären ;) )

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