1/6  Frühzeitig erkennen!

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:16

Es ist eine schlimme Krankheit, die allgemein viel zu wenig bekannt ist. Wir hatten letzte Woche Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch mit einer relativ jungen Selbsthilfegruppe, die sich zum Ziel gesetzt hat, über dieses Problem aufzuklären und Betroffenen zur Seite zu stehen.

Es geht um etwas, das häufig für eine besondere Form von Übergewicht gehalten wird – was ein fataler Irrtum ist, der oft sogar Medizinern unterläuft. Die Krankheit heisst Lipödem und kommt vor allem bei Frauen vor. Sie äussert sich dadurch, dass unvermittelt und ohne erkennbare Ursache die Gliedmassen, Beine, das Gesäss, seltener die Oberarme, zu schmerzen beginnen, druckempfindlich sind, anschwellen dadurch, dass sich die Fettzellen unter der Haut in kurzer Zeit enorm vermehren.

Betroffene berichten, dass ihr Hausarzt beim Auftreten der ersten Symptome sie mit den Worten beruhigt habe: Nehmen sie mal ein wenig ab – dann verschwindet das wieder ganz von selbst. – Eine verheerende Empfehlung, denn das Fett in den Lipödem-Zellen lässt sich nicht weghungern. Es bleibt unter der Haut eingelagert und vermehrt sich immer weiter. Mit der Zeit werden die Lymphgefässe blockiert, so dass auch Wasser gespeichert wird, was zuletzt zu unförmig aufepumpten und extrem schmerzenden Gliedmassen führt, die kaum noch behandelt werden können.

Um mit dieser – unheilbaren – Krankheit leben zu können, gibt es zwei Therapien: die „konventionelle“, die in regelmässiger Lymphdrainage besteht, verbunden mit dem lebenslangen Tragen von massgeschneiderten Kompressionsstrümpfen (die pro Paar bis zu 1’200 Franken kosten und in der Regel von den Krankenkassen nicht bezahlt werden!), was  aber lediglich die Schmerzen etwas erträglicher macht, die Krankheit jedoch nicht zu „heilen“ vermag; oder die operative, bei der mit einer speziell schonenden Technik das eingelagerte Fett abgesaugt wird. Ein Eingriff, der erst seit Kurzem auch in der Schweiz gemacht wird und für den die Kassen auch nicht aufkommen, was schon an sich ein Skandal ist.

Je früher die Krankheit erkannt und richtig diagnostiziert wird, desto grösser sind die Chancen, dass ihre Auswirkungen eingedämmt und unter Kontrolle gehalten werden können. – Um Betroffene bei diesem Prozess zu unterstützen, wurden und werden Selbsthilfegruppen ins Leben gerufen. Ein Anruf zur rechten Zeit kann die Lebensqualität erhalten.