19/6 Filmgefühle: Hoffnung
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 20:56 |
Es geht um eine Trilogie. Sie heisst „Paradies: Liebe / Glaube / Hoffnung“ und wurde realisiert vom Oesterreicher Regisseur Ulrich Seidl. Bei der Filmkritik haben die drei Werke unisono Lob und Anerkennung gefunden. Die beiden ersten Titel waren oder sind bereits in unseren Kinos. Dieser Tage läuft in einigen Städten der dritte Teil an: „Paradies: Hoffnung“.
Es ist die Geschichte einer jungen, übergewichtigen Frau. Sie nimmt in einem Diätcamp an einem Abspeck-Kurs teil, lernt einen neuen Umgang mit Nahrung und trimmt sich unter strenger Aufsicht so gut oder schlecht es eben geht. Und im Camp verliebt sich der schwere Teenager, noch unerfahren in Liebesdingen, in ihren betreuenden Arzt. Für sie spielen die 40 Jahre Altersunterschied keine Rolle: es ist die grosse, endgültige, auch verzweifelte Liebe, die sie antreibt, die Nähe des älteren Mannes zu suchen. Der hält sich zwar auf Distanz, weist die Avancen der Jugendlichen aber auch nicht eindeutig in die Schranken, was ihrer Hoffnung durchaus Nahrung gibt.
Manche Kritiker halten den dritten Film der Seidl-Trilogie für weniger konsequent und griffig als die früheren… aber das muss uns nicht interessieren. Das Besondere, was diesen Film sehenswsert macht für alle, die mit adipösen Menschen zu tun haben, das ist die überaus exakte, dokumentarische und doch behutsame, wahrheitsgetreue Auslotung der Gefühlswelt des jungen Mädchens in seiner vom Fett bestimmten Körperlichkeit.
Trivial gesagt, würde das Fazit lauten: Auch Dicke haben Gefühle! Diese Aussage ist im Kontext mit unserem Beziehungsalltag so wichtig, dass Seidl nicht genug dafür gelobt werden kann, dass er sich dieses Themas so sensibel angenommen hat.