4/8 Lang lebe die Lust!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 22:28 |
Es gibt Menschen, denen bedeutet Essen nichts. Sie ernähren sich, weil es sein muss. Aber es ist ihnen egal, was sie sich zwischen die Zähne schieben. Ich habe mal einen Bürokollegen gehabt, der behauptete, er könnte auch von Sägespänen leben, wenn diese einen Nährwert hätten… Ein anderer Kollege hatte nach einem Ski-Unfall mit Kopfverletzung sein Geschmacksempfinden verloren – das war eher traurig, denn er empfand keinerlei Freude mehr bei Tisch.
Als die ersten Menschen ins Weltall katapultiert wurden, zirkulierten die wildesten Stories darüber, wie sich die Astronauten denn unterwegs in der Schwerelosigkeit ernhren würden. Aus der Tube, meinten die einen, so wie wir als Kids jeweils die Kondensmilch gesaugt hatten, während andere auf Pillen plädierten und sich vorzustellen versuchten, worin sich eine Steak-Pille wohl von einer Blumenkohl-Pille unterscheiden würde, wenn man sie in der Welraumkapsel schlucken müsste.
Inzwischen wissen wir, dass sich die NASA viel einfallen lässt, um die Raumfahrt-Equipen mit exquisiter Cuisine zu verwöhnen, wenn auch aus der Dose. Denn der kulinarische Genuss, die Lust am Schnabulieren, gehört wesentlich zur Lebensqualität des Menschen, das haben wir auch im Schweizer Militär erfahren, wie lebenswichtig ein guter Küchenchf für die Moral der Truppe sein kann.
Diese Dimension des Lustgewinns beim Essen ist mir wieder einmal deutlich geworden, als ich auf eine Information gestossen bin, die von einer Firma in Umlauf gesetzt wurde, die sich auf Nahrungsergänzung spezialisiert hat. Es ging darum, augenfällig zu zeigen, wie viel an „konventionellen“ Lebensmitteln man essen müsste, um die gleiche Menge eines bestimmten Nährstoffes, an Spurenelementen, Vitaminen etc. zu sich zu nehmen, wie man sich mittels Pillen oder Pülverchen quasi mühelos einverleiben könnte. Diese Darstellung sieht so aus.
Am besten gefallen mir die Vergleiche bei den Vitaminen: um eine Kapsel Vitamin E aufzuwiegen, müsste ich 559 Stück Kiwis verdrücken. Oder 12 ganze Orangen, um eine Vitamin-C-Tablette zu ersetzen. Ich denke, der Supplement-Hersteller hat sich mit dieser Präsentation ins eigene Bein geschossen. Bei jedem der dargestellten Lebenmittel fallen mir unzählige Genuss-Erlebnisse und -Erinnerungen ein… und nie im Leben würde es mir einfallen, diese gegen das stupide Schlucken einer Pille einzutauschen. Wer sich ausgewogen und natürlich ernährt, braucht keine Nahrungsergänzung, weder aus der Tube noch aus der Dose.