18/8  Perronfutter

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:28

Unsere Bahnhöfe quellen über vor Imbissbuden aller Art. Einst gab es das gute alte Bahnhofbuffet, fein säuberlich getrennt in eine erste und eine zweite Klasse, denn Ordnung muss hienieden sein. Aber dann kam der Vormarsch der Spezialangebote.

Hamburger und Hotdog waren die ersten Fremdlinge, bald gefolgt von Fischverkäufern aus der Nordsee. Bratwürste und Cervelats, Schüblige vom Grill, dann die Brezeln in allen Formen und mit jensten Füllungen, die Käsekuchen, die Dönerspiesse, das ganze Arsenal der frühmorgendlichen Kaffee-Begleiter, vom Schokogipfeli bis zum crèmegefüllten Donut…

Und als wären dies alles nicht genug der Zwischen-Snack-Verpflegungs-Möglichkeiten, kommt nun heute die Meldung, die SBB planten, an gewissen Bahnhöfen zusätzliche Flächen an Snack-Anbieter zu vermieten… und zwar auf den Perrons selber. Für den Einkauf in letzter Sekunde, gewissermassen, offenbar als Ergänzung zu den Automaten, die bereits auf den Bahnsteigen stehn.

Der Plan sei umstritten, weiss die Tagesschau zu berichten. Die Bahn verspricht sich fette Gewinne, die Passagier-Vereinigung befürchtet Platznot… ob all die andern Verkäufer, die bereits vor Ort sind, die neue Konkurrenz begrüssen, davon war nicht die Rede. Jedenfalls geht man bereits nach ersten Versuchen davon aus, dass die Nachfrage enorm und konstant sein wird. Kurz: Es wird deutlich mehr konsumiert werden.

Dass die massive Erhöhung der Rund-Um-Die-Uhr-Verfügbarkeit von kaloriendichten Lebensmitteln ein weiterer Beitrag dazu ist, unsere Umwelt „adipogen“ zu machen, ist nur eine weitere Nebenwirkung. Ein Kollateralschaden halt, den es in Kauf zu nehmen gilt – im wahrsten Sinn des Wortes. Denn schliesslich sind freier Markt und Profit das Mass aller Dinge, und die mündigen Bürger sind frei, in edler Selbstverantwortung einen weiten Bogen um diese neuen Snack-Shops zu machen, sofern auf den ohnehin zu engen Perrons dafür noch Platz ist.