20/8  Taxi Mama

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:27

Es gibt Themen, die tauchen immer wieder auf. In diesen Tagen, da zu Tausenden zukunftsoffene Erstklässler eingeschult werden, ist die Diskussion erneut entbrannt: Eltern sollten ihre Kids nicht mit dem Auto zu Schule fahren.

Begründet wird die Feststellung mit Studien, welche die Gefährlichkeit dieses Taxi-Dienstes belegen. Der intensive Zubringer-Verkehr vor den Schulhäusern gefährdet nicht nur die Kleinen ganz direkt, indem diese im Gewirr der ein- und ausparkenden Mamis und Papis im wahrsten Sinn des Wortes unter die Räder geraten drohen, sondern es wird den Kindern auch ein ganz besonderer Erlebnisraum vorenthalten, der trotz all seinen Gefährdungen für eine positive Entwicklung des Individuums wichtig ist.

Die Gefahren auf dem Schulweg sind allerdings der Hauptgrund für die Eltern, ins Auto zu steigen. Vom bösen Mann mit dem Zuckerzeug bis zur unübersichtlichen Kreuzung wird alles angeführt, was den Nachwuchs bedrohen könnte. Allerdings ist es nicht damit getan, dass die Kinder diesen Gefahren aus dem Weg gehen bzw, fahren, es müsste vielmehr darum gehen, diese Gefahren möglichst zu beseitigen oder zumindest Hilfen anzubieten, mit denen sie ausgeschaltet werden können.

Sichere Schulwege sind eine Forderung, die wir seit Jahren stellen, nicht nur im Hinblick auf die Unversehrtheit der Kinder, sondern weil der Fussweg von zuhause in die Schule ein wesentliches Element ist für die körperliche Ertüchtigung der Jugend. Ich sage jetzt nichts über den Kollegen, der seinerzeit gegen die örtlichen Behörden geklagt hatte, um zu erreichen, dass der Schulbus exakt vor seinem Gartentor halte, damit seine Kinder bei schlechtem Wetter nicht bis zum nächsten Treffpunkt gehen mussten… aber ich weiss, dass noch unsere Väter und Mütter in ländlichen Gegenden bis zu zwei Stunden zu Fuss in die Schule pilgern mussten, bei Regen, Wind und durch den tiefen Schnee. Unsereins hatte dafür schon ein Velo, und die Gefahr, bei Regenwetter in die Tramschienen zu geraten, war realer als der böse Mann.

Als ein Gesundheitsdirektor vor einigen Jahren darüber nachdachte, ob der Zugang für Eltern-Autos zu den Schulen gesperrt werden sollte, ging ein Aufschrei der Empörung durch das freiheitsdurstige Automobilistenvolk… Heute wird das Thema sachlicher diskutiert. Möglicherweise findet einmal ein Umdenken statt.