27/8 Trinkt, Kinderlein, trinkt!
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:00 |
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Diese Volksweisheit mag mit ein Grund sein dafür, dass sich die Anforderungen an unser Schulsystem immer mehr steigern, denn die Schule scheint der geeignete Ort, den Kleinen das beizubringen, was sie als Grosse unbedingt wissen sollten.
In der Tat ist mir heute die Geschichte von Robinson, den wir in der ersten Klasse durchnahmen, noch so präsent wie vor 65 Jahrn, und das Bohnenköfferchen, mit dem uns Fräulein Hegwein das Innenleben eines Sämlings anschaulich erklärte, kommt mir jedes Mal in den Sinn, wenn ich im Salat eine Weisse Bohne finde.
Früh also soll sich krümmen, was ein Häkchen werden will und früh soll man den Kindern auch beibringen, wie sie sich richtig ernähren. Dazu gehört auch das „richtige“ Trinken, nicht nur WAS, sondern auch WIEVIEL. – Dieser Frage ist eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK nachgegangen. Die Resultate wurden eben von der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE publiziert.
Dabei geht es um die Trinkgewohnheiten der 3- bis 12-jährigen Kinder in der Schweiz. Der zentrale Befund: jedes 4 Kind zwischen 6 und 12 Jahren in der Schweiz trinkt weniger als den empfohlenen einen Liter pro Tag. Insbesondere trinken die Kids nicht genügend ungesüsste Getränke. Gerade für Kinder ist Wasser als Hauptgetränk ein wichtiger Faktor. Laut der repräsentativen Studie macht Wasser aber weniger als die Hälfte der konsumierten Flüssigkeiten aus.
Ein weiterer Befund hat ergeben, dass jedes 6. Kind während des ganzen Vormittags – zwischen Frühstück und Mittagessen – überhaupt nichts trinkt. Dabei wäre regelmässiges Trinken für die Lern- und Konzentrationsfähigkeit von hoher Bedeutung.
Wir werden werbemässig eingedeckt mit Anpreisungen von Energydrinks und Milkshakes, Smoothies und anderen zeitgeistigen Getränken… die der Körper in dieser Form überhaupt nicht braucht. Was er haben sollte ist hundskommunes Wasser. – Da erscheint vor meinem inneren Auge ein gezeichneter Witz, den ich vor Jahren gesehen habe: Zwei kleine Mädchen stehen neben dem Dorfbrunnen. Auf dem Brunnenrand kniet ein Bub, der sich zur Brunnenröhre beugt und mit der Hand Wasser zu seinem Mund leitet. Das eine Mädchen sagt zum andern: Hansli wäre so ein Netter… nur schade, dass er trinkt!
Das waren noch Zeiten der Unschuld.
Das glaube ich gut und gerne, dass Kinder zu wenig trinken. Ob meine Tochter (8) ständig auf einen Liter pro Tag kommt, wage ich zu bezweifeln, obwohl ich das Gefühl habe, ich sei ständig mit der Trinkflasche im Anschlag hinter ihr her. Und in der Schule ist es dann sowieso nicht mehr zu kontrollieren. Jedes Kind muss zu Beginn des Schuljahres zwar eine Trinkflasche mit in die Schule bringen, welche dann auch immer auf dem Pult steht und somit Wasser zur Verfügung ist. Ob dann aber auch getrunken wird, ist eine andere Frage. Wenn die Kinderlein nicht wollen, nicht daran denken, obwohl die Flasche vor der Nase steht, oder halt lieber herumtollen als Zeit zum Trinken zu „verlieren“, auch wenn es sich nur um 15 Sekunden handelt, dann ist man schlichtweg machtlos.
Na gut, verdurstet ist sie mir bis jetzt nicht, und dass ist doch auch nicht schlecht.