1/9  Der Doktor wirds richten

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 23:27

Unser Glaube an die Medizin und ihre Vollstrecker ist gross. Das Vertrauen ebenso. Was immer uns an Krankheiten befällt – und das Wort sagt schon aus, dass wir meinen, es treffe uns unerwartet und aus dem Hinterhalt – der Onkel Doktor wird sich darum kümmern und unseren gebrechlichen Leib wieder heil machen, denn dafür lassen wir uns doch die Krankenkasse etwas kosten.

Dass wir aber für unsere Gesunderhaltung eine wesentliche Mit-Verantwortung tragen und mit unserem persönlichen Verhalten (sprich: Prävention) dazu beitragen können, dass wir gar nicht erst krank werden, das ist ein Aspekt, den wir in dieser leistungsorientierten Zeit nur allzu gern vergessen. Wir denken, unser Körper funktioniere wie ein Auto, mit einer generellen Garantie für eine bestimmte Betriebsdauer… und geht mal etwas kaputt, wird es in der Garage wieder geflickt oder das ganze Teil ersetzt.

Ein Gerichtsurteil der besonderen Art hat in Australien gezeigt, dass es auch eine andere Dimension gibt, wie der Medical Observer berichtet. Ein adipöser Patient – mit dem beachtlichen BMI von 59 – war von seinem Hausarzt nicht auf die Möglichkeit einer bariatrischen Magen-Operation hingewiesen worden… unter anderen deshalb, weil er infolge seiner Adipositas einen Leberkrebs entwickelt hatte und darum nur noch eine verkürzte Lebenserwartung hatte.

Der Patient hatte den Arzt wegen unterlassener adäquater medizinischrer Hilfe verklagt und Schadenersatz in der Höhe von 364’000 Dollar verlangt, die ihm erstinstanzlich zwar zugesprochen, im Berufungsverfahren dann aber wieder verweigert wurden.

Der Arzt, den das Gericht so vor einer Genugtuungs-Leistung bewahrt hatte, sagte, es tue ihm zwar leid für den Patienten und dessen Familie, aber das Urteil „vermittle die Botschaft, dass jeder nach wie vor für die Wahl seines Lebensstils selber verantwortlich ist und diese nicht an seinen Arzt abschieben kann.“