2/9 Wann ist dick „dick“?
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 15:33 |
Das vergangene Wochenende stand im Zeichen der starken Männer. Und heute sind alle Zeitungen voll davon. Porträts der Sieger und Verlierer, Geschichten über Promis am Rand der Sägemehl-Arenen… und plötzlich stehen die mächtigen, bulligen, stiernackigen, schweren Burschen im Blitzgewitter der Aufmerksamkeit und im Fokus der Sympathien der Bevölkerung.
Auch wenn sie „Böse“ sind, mag man sie, denn sie sind faire Sieger und gute Verlierer, klopfen einander das Sägemehl vom Rücken und brechen vor lauter Überwältigtsein sogar in Tränen aus. Und alle sind sie eigentlich dick. Sie sind bis zu 142 Kilo schwer und haben einen BMI zwischzen 30 und 37…
Halt, höre ich hier rufen: das ist ja eben das Problem mit dem BMI. Die Schwinger werden ja wohl keinen übermässig hohen Anteil an Körperfett haben, das sind Muskelpakete und durchtrainierte Kraftmaschinen… auch wenn sie nicht eigentlich wie Bodybuilder aussehen.
Und trotzdem: ihr Erscheinungsbild gleicht dem eines adipösen Menschen, sie haben kurze, feste Hälse, ihr Bauchumfang füllt die Schwingerhosen aus, wenn sie ihre Leiber gegeneinander stemmen, wabbeln die Wampen wie bei Sumoringern… und wären sie keine Helden des Sports, so würde sie die Verachtung derer treffen, die sich selber für „normal“ halten.
„Dick“ ist nicht gleich dick… der Kranzschwinger trägt seine Fülle mit sportlicher Würde, er verdankt ihr nicht zuletzt seinen Sieg, womöglich sogar über ein noch schwereres Exemplar seiner Gattung. Das verlangt Respekt und bringt Anerkennung. Im Unterschied zum armen Teufel, der unter seiner Fettleibigkeit leidet und allenfalls Spott und Häme erntet. Eine gute Gelegenheit, seine eigenen Vorurteile zu überprüfen.