3/9 Markenartikelchen
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 17:01 |
Jedes sechste Schulkind in der Schweiz ist zu dick. Bei Ausländer-Kids ist es sogar jedes vierte. Das hat eine aktuelle Studie ergeben.
Seit heute läuft in der Migros die Aktion „MiniMania“ mit 52 Miniatur-Attrappen von Markenprodukten aus dem Migros-Sortiment. Beim Einkauf im Wert von mehr als 20 Franken wird ein solches Mini-Produkt abgegeben, an bestimmten Tagen gibt es auch spezielle Joker-Produkte als Anreiz. Mit diesen Prodüktlein können die Kinder dann spielen und täuschlen…
Als ich vor einiger Zeit die Ankündigung dieser Aktion sah, freute ich mich spontan, denn im historischen Verkäuferlis-Laden unserer Enkelin ist das Sortiment an handelsüblichen Waren schon länger ausgedünnt, und der blau-weisse Zuckerstock ist irgendwie auch nicht mehr zeitgemäss.
Als ich dann aber ein wenig in der einschlägigen Website herumgesurft bin, sind mir Zweifel gekommen, ob es bei dieseer Aktion wirklich primär darum gehe, die Migros als Kinderfreund zu positionieren. Im Unterschied zu früheren Aktionen, wo man Bildlein oder Spielsteine oder verschiedenartige Plasticfiguren sammeln konnte, verkörpert hier jede einzelne Miniatur ein bestimmtes Kauf-Gut und wird als solches auch angepriesen und belobt, sprich: beworben.
Interessant ist ein Blick auf auf die Verteilung der Produkte im Sortiment. Den grössten Anteil (10 Artikel) machen Süsswaren und Schokolade aus. Dazu kommen noch 4 Süssgetränke (inkl. Energy Drink) und zwei Sorten Pommes. 8 Haushaltprodukte ergänzen das Sortiment (von WC-Papier bis zu Dusch-Gel), dreimal steht Gebäck im Angebot, viermal Fleischwaren, viermal Milchprodukte und fünfmal Beilagen. Viermal (!) gibt es Früchte und Gemüse… einmal Mineralwasser (wobei positiv zu vermerken ist, dass bei jedem Süssgetränk bei den ergänzenden Informationen darauf hingeiwesen wird, das ideale Getränk wäre reines Wasser.) Dann gibt es noch so einige Einzelposten wie Kaugummi, Aromat, Kaffee, Fertigpizza, Ketchup, Frühstückflocken und Eier.
Würde man diese Angebote in die klassische Lebensmittel-Pyramide einordnen, so ergäbe dies das typische Abbild der sog. „Werbe-Pyramide“, bei der die fett- und zuckerhaltigen Speisen den Hauptanteil ausmachen, die quasi auf dem Kopf steht. Diese Wirkung wird leider noch verstärkt durch einzelne begleitende Texte, wie den bei den Süsswaren, wo doch tatsächlich zu lesen ist: „Vor gar nicht allzu langer Zeit, nämlich bis ins 16. Jahrhundert hinein, galten Süsswaren in Europa als echte Luxusartikel. Nur der Adel und reiche Kaufleute konnten es sich leisten sie zu essen. Das hat sich zum Glück geändert! Heute gibt es Süssigkeiten überall und für jeden zu kaufen.“
Es lohnt sich, solche Botschaften mit einer gewissen kritischen Distanz zur Kenntnis zu nehmen. Denn damit unterläuft die Migros alle Bestrebungen, nach internationalem Vorbild die Kinder bis zu 12 Jahren vor werbenden Botschaften für „ungesunde“ Produkte zu bewahren, auf die sich die grossen Lebensmittelproduzenten auf freiwilliger Basis (Stichwort: Swiss Pledge) verpflichtet haben.