29/9 Näpfchen
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:33 |
Zugegeben, es war ein kleiner Fettnapf. Eigentlich eher ein winziger. Aber trotzdem. Und das kam so: Wir hatten in einem abgelegenen Landgasthof reserviert. Ein Tisch für sieben Personen war bei der Eckbank schon gedeckt. Ich kam als erster an und machte es mir an der Stirnseite auf der Bank gemütlich.
Das heisst, der Zwischenraum zwischen Bank und Tisch war etwas knapp und ich schob den ganzen Tisch so weit zurück, bis ich bequem Platz gefunden hatte. Der Wirt kam herzu und fragte freundlich: Soll ich den Tisch noch etwas zurückziehen?
So schlimm sei es nun auch wieder nicht, gab ich zur Antwort, und ich hätte mir bereits Platz verschafft, vielen Dank für das Angebot! – Da wurde der Gastronom akut verlegen: So sei es dann nicht gemeint gewesen, beeilte er sich zu versichern, er habe das nicht wegen mir gesagt, und überhaupt… jetzt brach er die Entschuldigung ab.
Ich lachte und versicherte ihm, es sei allen in Ordnung, das sei überhaupt kein Problem, es sei sehr angenehm in seinem Lokal… Die übrigen Gäste trafen ein, das Essen war solide Hausmannskost und ausgezeichnet, der Wein sehr gut, der Wirt gab sich ausgesprochen freundlich und zuvorkommend… aber irgendwie schwebte dieses Näpfchen doch noch – wenn auch unsichtbar – im Raum. Es verflüchtigte sich erst, als auch die Nachspeise in Form einer üppigen Schale Vermicelles mit Schlagrahm und Meringue verschwunden war.