4/10  Gelegenheits-Esser

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:56

Das ist der neue Ess-Typ. Keine fixen Mahlzeiten mehr, sondern etwas zwischen die Zähne, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet. Und das ist immer öfter der Fall. Angefangen hat es mit den vergleichsweise harmlosen Fastfood-Buden, neben denen immerhin noch kleine Stehtischlein standen… dann kam die Togo-Bewegung. Oder richtigerweise: die „To Go“-Konsumation zum Mitnehmen und unterwegs verzehren, sei es im Gehen oder dann im Zug beim Pendeln.

Neulich, als ich früh am Morgen von Zürich nach Bern fuhr, ist mir aufgefallen, dass mehr als jeder Zweite in der einen Hand einen Pappbecher trug, wahrscheinlich mit Kaffee oder einem Kaffee-Mischgetränk drin, und in der andern einen Papiersack mit Gebäck. Haben die alle zuhause nicht gefrühstückt? Oder ist das schon die zweite Stärkung, unterwegs? Wir diskutieren über die gesundheitlichen Risiken der Süssgetränke und dass man diese durch Wasser ersetzen sollte… Aber die Menge der Milchmix-Getränke, die kalorienreicher sind als jede Limonade, ist noch kein Thema.

Nicht nur getrunken wird auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Zunehmend wird auch verpflegt. Man nennt dies „On The Run“. Laut einer Amerikanischen Studie snd es bereits 20 Prozent der Bevölkerung, und die Zahl nimmt stetig zu. Die setzen sich nicht mehr an einen Familientisch, die verpflegen sich „fliegend“, unterwegs, wenn die Gelegenheit gerade günstig ist… demnächst auch noch auf dem Bahnperron.

Ist dies ein unausweichlicher Trend der Zeit? Soll man das Rad zurückdrehen, die Familie an den häuslichen Tisch beordern? Das lassen die modernen Arbeitsbedingungen meist gar nicht mehr zu.  Da wird es plötzlich wichtig, dass die Kinder wenigstens in der Tagesschule gemeinsam ein geordnetes Mittagsmahl einnehmen. So wie früher, als um 12.30 nach dem Zeitzeichen absolutes Rede- und Schmatzverbot galt, weil Onkel Ottto die Nachrichten hören wollte, wird es ohnehin nicht mehr.