20/10  Nach dem Essen…

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:11

Am letzten Mittwoch war Welternährungstag. In den Medien war davon wenig zu lesen und zu hören. Einige Hilfswerke hattten aufgerufen, sich Gedanken zu machen über die Zusammenhänge zwischen der Rohstoff-Ausbeutung durch globale Konzerne und der Hungersnot in bestimmten Ländern, die eigentlich von ihren Rohstoffen profitieren sollten.

Mir ist heute nach dem Mittagessen ein altes Sprichwort in den Sinn gekommen, als ich – sonntagsbedingt – vor der Alternative stand, mich entweder kurz hinzulegen oder eine bestimmte, längst fällige Tätigkeit aufzunehmen: Nach dem Essen sollst du ruhn – oder tausend Schritte tun. Das hatte uns unsere Mutter beigebracht und ich hatte mich immer gewundert über diese doch recht kontradiktorische Alternative. Wie konnte es sein, dass ein gemütliches Verdauungs-Nickerchen den gleichen positiven Effekt auf meinen Organismus haben sollte wie ein Spaziergang? Da war es doch sonnenklar, dass sich der Faulpelz in mir stets für die erste Variante entschied.

Ok, das Sprichwort hatte dann noch eine Fortsetzung mit zwei Optionen, deren Tragweite wir wohl in der Jugend noch nicht im Detail begriffen: …oder eine Pfeife rauchen… hiess es da, oder eine Frau gebrauchen. – Erst jetzt habe ich beim Googeln noch eine weitere Variante entdeckt: …hast du beides nicht zur Hand, so nimm „Spüli“, das entspannt.

Es bleibt aber beim gesundheitsrelevanten Widerspruch: entweder sich zügigen Schrittes bewegen – oder auf dem weichen Lager sanft entschlummern. Heute würde alles dafür sprechen, dass man sich bewegt. Ja sogar, dass man sich auf die Wandersocken macht „anstattt“ zu essen. Ich hatte einen Kollegen, der praktizierte dies konsequent. Bei Tagungen und Seminaren nahm er nie am gemeinsamen Mittagessen teil und absolvierte statt dessen einen individuellen Laufparcours, den er höchstenfalls mit einem Salattellerchen abschloss, während wir vollsatt beim Kaffee und allenfalls einem Nachtisch sassen. Kein Wunder, blieb er rank und schlank.

Ich jedenfalls entschied mich heute Mitttag ohne grosse Gewissensbisse fürs Ruhen. Gegen das Gehen sprach der Regen vor den Fenstern. – Spüli haben wir keins im Haus und der Geschirrspüler-Tab verfügt nicht über eine einschlägige Komponente. Entspannt fühle ich mich so oder so.