16/11 Kind sieht alles
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 21:52 |
In zehn Tagen ist der Nationalrat gefordert. Er muss darüber entscheiden, ob er im Lebensmittelgesetz den Bundesrat ermächtigen soll, notfalls die Werbung für ungeeignete Nahrungsmittel im Umfeld von Kindersendungen einzuschränken.
Der Schweizer Lehrerverband hat eiunen dringlichen Appell an das Parlament gerichtet und Gesundheitsorganisationen planen ebenfalls, ihre Meinung vorzutragen. Die Lebensmittel-Lobby wiegelt ab und sagt, sie würde sich bereits freiwillig gewisse Grenzen auferlagen, es brauche da keine Verbote. Dass dies aber nicht reicht, ist jedem klar, der das Thema und seine gesundheitlichen Folgen für die Kinder ernst nimmt.
Dabei geht es hier „nur“ um TV-Werbung. Welchen anderen Werbe-Einflüssen die Kinder sonst noch ausgesetzt sind, das soll ein für 2014 gross angelegter Versuch in Neuseeland zeigen. 224 Kinder werden mit einer Minikamera ausgerüstet, die alle 10 Sekunden ein Bild schiesst und dabei festhält, was auch das Kind sieht (mit einer „Privat“-Funktion, die den Vorgang ausschaltet, wenn das Kind für sich sein will).
So soll erfasst werden, welche werbenden Botschaften die Kleinen z.B. übers Weekend und an zwei beliebigen Tagen der Woche zu sehen bekommen. Dabei geht es nicht nur um die klassische Werbung am TV und in den Zeitungen, sondern auch um Affichen, Plakate an Bushaltestellen, Verpackungen von Lebensmitteln, Spiele, PC, Handy… einfach alles, was sich optisch wahrnehmen lässt.
Diese Studie ist in ihrer Art erst- und einmalig. Noch nie wurde die Thematik so direkt und anschaulich angegangen. Allerdings regt sich auch Kritik: wenn die Kinder gewisse werbende Botschaften sähen, heisse dies noch nicht, dass sie sie auch bewusst wahrnehmen und entsprechend handeln… Um die bewusste oder unbewusste Kognition nachzuweisen, müsste dann auch das Kauf- und Essverhalten der Kleinen erfasst und dem Gesehenen gegenüber gestellt werden. Auf jeden Fall ist das Forscherteam überzeugt, dasss der Einfluss der Werbung auf die Kinder mindesens ebenso gross ist ie der Erziehungseinfluss der Eltern zuhause.