9/12  Sterntaler

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 19:43

Es ist das ewig alte Lied. Wenn das Jahr zu Ende geht, klafft in der Kasse die grosse Leere. Vereinbarte Zahlungen stehen noch aus, Forderungen werden gestellt, damit der Jahresabschluss gemacht werden kann… und zuhause werden wir überschwemmt von Bettelbriefen aller Art, mit wohlwollenerheischenden Beilagen, von den Malstiften über die Plastikschneeflocken und die Schlüsselanhänger zu den verschiedensten Sets von bedruckten Etiketten und Karten, die eh keiner benutzen würde.

Und mitten in diese Flut hinein verschicken auch wir nächste Woche unseren Spendenaufruf an unsere Gönnergemeinde… denn wir brauchen zwingend Mittel zur Erfüllung unserer Verbindlichkeiten. Irgendwie ist es ja paradox. Die Gesundheitsindustrie „verdient“ an der Krankheit Adipositas und deren Folgen pro Jahr mehr als 5 Milliarden Schweizer Franken. Das ist ein stolzer Batzen, der da zu Pharma-Unternehmen und in Kliniken fliesst, in therapeutische Programme, Beratung, Pflege…

Und was steht zur Verfügung für Aufklärung? Für Information? Für die Vermittlung von Wissen und Erkenntnis, für Medienarbeit und für den Kampf gegen Diskriminierung und für mehr Rechte der Patienten. Etwas ist vorhanden, das von Staats wegen vor allem in Prävention investiert wird. Aber es ist ein Tropfen auf einen heissen Stein und der Kampf um die wenigen verfügbaren Mittel spitzt sich immer mehr zu.

Patientenorganisationen wie unsere Stiftung stehen vor der Tatsache, dass jene, die an der Krankheit „verdienen“, sich still und leise von der Sponsorenbühne verabschieden. Mezinialkonzerne werden verkauft. Die neuen Eigentümer ziehen die Renditeschraube an und streichen als erstes alle Sponsoring-Verpflichtungen, egal, ob es da vertragliche Grundlagen gibt oder nicht… Und wir gehen durch den dunklen Wald wie einst das kleine Mädchen im Märchen der Gebrüder Grimm:

Da es ganz arm war und nichts mehr hatte, ging es in seinem letzten Hemdchen aus dem Haus. Einem Bettler gab es sein letztes Stück Brot, einem andern sein Hemd… und plötzlich fielen vom Himmel goldene Taler, als wären sie Sterne, und es sammelte sie ein und lebte fortan in Reichtum und Glück. – Bis jetzt ist uns das noch nicht passiert. Die einzigen Schnuppen, die wir am Himmel fallen sehen, verglühen still und in der Ferne, auch wenn sie zum Greifen nah sind. Es sei denn, es geschieht noch ein Wunder.