20/12 Das Fett-Gen blockieren
Kategorie: Allgemein Von Heinrich von Grünigen um 23:17 |
Und wieder rauscht eine Schlagzeile durch die Gazetten. Forscher an der Uni Lausanne haben ein Protein gefunden, mit dem sich – bei Mäusen im Versuchslabor – das „Fett-Gen“ blockieren lasse, so dass die dermassen behandelten Tiere bei einer fett- und zuckerhaltigen Ernährung nur etwa halb so viel zunehmen wie die unbehandelten Mäuse.
Die Berichte zum Thema versprechen „Immunität gegen Fettsucht“ oder ewige Schlankheit (dieser Begriff taucht jedoch nur in der Print-Version von 20minuten auf). Was ist an dieser Nachricht dran? Zweifellos stellen die Mäuse-Versuche einen wichtigen Schritt in der Adipositas-Forschung dar. Allerdings hat sich noch bei allen vergleichbaren Studien die Übertragbarkeit auf den Menschen als grosses Problem erwiesen, da der menschliche Organismus auf verschiedenen Ebenen komplexer funktioniert als der einer Maus. Insbesondere die ganzen Nebenwirkungen auf die Psyche können an Mäusen nicht komplett ausgetestet werden. Diese sind auch dem früheren Adipositas-Präparat Rimonabant zum Verhängnis geworden. Trotz guter Erfolge bei der Gewichtskontrolle und bei Diabetes Typ 2 haben sich im Lauf der Zeit bei vielen PatientInnen Depressionen eingestellt bis hin zu Selbstmordversuchen.
Die Journalistin, die auch mich zu diesem Thema befragte, wollte wissen, ob denn nicht die Gefahr bestehe, dass eine solche Pille zu hemmungslosem Überkonsum führe? An sich wäre diese Frage gar nicht nötig gewesen, denn aus den Berichten der Forscher in Lausanne geht hervor, dass die „behandelten“ Mäuse sich offenbar beim Fressen selektiver verhalten hätten, indem sie weniger von der dickmachenden Nahrung aufgenommen haben.
Ob und wie weit sich dieser Effekt auch beim Menschen einstellen würde, ist schwer abzuschätzen. Unmässige Nahrungsaufnahme muss ein urmenschlicher Wesenszug sein, der zum Ausbruch kommen kann, wenn durch die Fülle der Nahrung eine Möglichkeit dazu gegeben ist. Nicht umsonst reiht die katholische Kirche die „Völlerei“ unter die sieben Todsünden.