18/1  Trainingsgewicht

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 22:15

Diesen Traum haben die meisten übergewichtigen Menschen. Wenn ich doch mein Gewicht einfach ablegen könnte wie einen schweren Anzug und mich dann federleicht bewegen und durch die Lüfte schwingen würde! Aber sowas geschieht mir nur im Traum: da kann ich meist rennen und auf langen Wanderungen durch Wälder und Wiesen streunen und die Städte unbeschwert durchstreifen… so dass ich selber – im Traum – davon überzeugt bin, endlich erfolgreich abgenommen zu haben.

Hier allerdings geht es um das Gegenteil. Um zusätzliches Gewicht, das man sich umschnallen kann, um zu fühlen und physisch zu erleben, was es bedeutet, massivst übergewichtig zu sein. Und dabei handelt es sich nicht um ein paar Kilos: wer sich diesen so genannten Bariatrie-Anzug anlegen lässt, der fühlt sich, als ob er 254 Kilo schwer wäre. Ein solcher Anzug dient in einer englischen Klinik dazu, das Pflegepersonal im Umgang mit schwerst adipösen Patientinnen zu schulen.

Nicht nur können Pflegerinnen und Pfleger so am eigenen Leib erfahren, was es heisst, durch exzessive Körperfülle bei allen täglichen Verrichtungen behindert zu sein – sie können auch die Anwendung der technischen Hilfsmittel einüben, mit denen die Adipositas-Patienten im Spital bewegt werden müssen, wenn sie zur Toilette oder in den OP-Saal gehen, wenn sie auf die Waage stehen sollen oder wenn das Bett gemacht wird.

Nicht nur in englischen Spitälern hat die Zahl der übergewichtigen Patientinnen und Patienten in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen, auch Alters- und Pflegeheime sehen sich mit der Tatsche konfrontiert, dass die adipösen Patienten das Personal im wahrsten Sinn des Wortes überfordern. Noch längst nicht alle Institutionen verfügen über die nötigen Gerätschaften – und wenn diese vorhanden sind ist es wichtig, dass sie korrekt und so schonend angewendet werden, dass die betroffenen Menschen unversehrt bleiben. Das Übergewicht an sich ist schon schwer genug.