3/2  Künstliche Zunge

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:49

Götz von Berlichingen soll eine künstliche Hand gehabt haben. Aus Eisen gefertigt, mit der er bei seinem historischen Ausspruch bekräftigend auf den Tisch gehauen haben soll. So kräftig, dass die Ecke abbrach. Sehr viel Gefühl wird er in seiner metallenen Faust-Prothese kaum gehabt haben, da ist man heute weiter.

Freund Rolf müsste Freude haben an der neuesten Errungenschaft der Robotik: es geht um die Erfindung einer künstlichen „Zunge“. Nicht, dass diese lebensecht schlecken und schlabbern könnte, so wie man es sich von anderen Vynil-Ersatz-Körperteilchen gewohnt ist, nein, hier geht es um die Sensorik: um die Fähigkeit der Zunge, mit ihren Geschmacksknospen differenzierte Empfindungen wahrzunehmen und zu kosten.

An der Universität von Barcelona wurde diese Roboter-Zunge entwickelt. Sie hat die Fähigkeit, Flüssigkeiten genauestens auf ihre Inhaltstoffe hin zu analysieren. So ist sie in der Lage, verschiedene Sorten Bier zu identifizieren anhand der Ingredienzien, die darin enthalten sind. Eine solche unverwüstliche Kunst-Zunge könnte in verschiedenen Prozessen der Nahrungs-Herstellung für die Qualitätskontrolle eingesetzt werden, könnte als unermüdliche und unbestechliche Prüf-Instanz die Reinheit der Rohstoffe kontrollieren und Alarm schlagen, wenn allenfalls Giftstoffe oder Verunreinigungen einen Grenzwert übersteigen.

Auch bei der Qualitätskontrolle von Wein würde eine solche Zunge zweifelsfrei die Zugabe von Frostschutzmitteln melden… Es wäre ein wichtiger Schritt im Dienste der Lebensmittelsicherheit, der uns allen zugute käme. Und die Zunge hat darüber hinaus einen gewaltigen Vorteil: sie ist nicht in der Lage, zu sprechen.