4/2  Inserieren

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 15:33

Medien kosten Geld. Redaktionelle Leistung hat einen Wert, der abgegolten sein will. Normalerweise, meint man. Ein interessantes Phänomen der aktuellen Medien-Situation besteht darin, dass die Zeitungen immer dünner werden. Oftmals nehme ich am Morgen ein knapp gefaltetes Stück Papier aus dem Briefkasten, so leicht und flatterig, wie ich es von früher höchstens in Erinnerung habe, wenn nach einigen Feiertagen keine Inserate mehr im Blatt waren.

Und man stellt sich dann diese alte Leser-Frage: wie kommt es, dass auf der Welt immer nur gerade so viel passiert, dass es auf den vorhandenen Zeitungsseiten Platz findet? – Das ist natürlich eine blöde Frage, die nicht mehr gestellt werden sollte im Zeitalter der schier grenzenlosen Verfügbarkeiten von News-Angeboten im Internet und auf zahllosen Plattformen, wo sich die Schreiberlinge ohne Rücksicht auf Zeilenzahlen austoben können…

Trotzdem gilt weitgehend die Maxime: gedruckt wird, was bezahlt ist. Nicht was wichtig wäre oder was interessant ist… Erst wenn das Geld im Kasten klingt – die Zeile in die Zeitung springt. Das ist der moderne Ablasshandel des Informationsverkaufs. Der ist mir dieser Tage wieder in seiner reinsten Form begegnet. Eine Firma hat sich gemeldet. Sie verfasst eine Beilage zu einer renommierten Tageszeitung mit Grossauflage. Thema ist ein Gesundheits-Aspekt, der mit Übergewicht und Abnehmen zu tun hat.

Erfreulich, dass man dabei auch an unsere Stiftung gedacht hat, stehen Information und Aufklärung doch in unserem Pflichtenheft und verfügen wir über ein geballtes Mass an Knowhow, das wir in den Dienst der Öffentlchkeit stellen können. Wir wären in Anbetracht dieser Mission sogar bereit, auf ein Autoren-Honorar zu verzichten. Aber wie lautet der Deal, den uns der Medienmanager vorschlägt? – Wenn unser Beitrag eine halbe Zeitungs-Seite umfasst, würde uns das CHF 9’000 kosten. Für eine Drittel-Seite müssten wir nur noch 6’000 hinblättern und eine Viertel-Seite bekämen wir für 5’000.

Da wir im Moment aber nicht so gut bei Kasse sind, entfällt der Deal. Und in der Spezial-Beilage wird von und über uns nichts zu lesen sein. Die Welt kann das verschmerzen, aber was lernen wir daraus? Wenn etwas NICHT in der Zeitung steht, so nicht, weil es nicht von Bedeutung oder von Interesse wäre – sondern schlicht und einfach, weil niemand dafür bezahlt hat.