11/2  Keine Heuschrecken

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 13:41

Gesucht wird ein optimaler Fleisch-Ersatz. Eiweiss als Nahrung und als Lebensbaustein ist unentbehrlich. Die Produktion von Fleisch als Eiweiss-Lieferant ist mit massiven Belastungen für die Umwelt verbunden, der Massenkonsum führt zu gravierenden ökologischen Problemen. Um die Weltbevölkerung gut ernähren zu können, braucht es innovative Lösungen.

In einer europäischen Studie wurde untersucht, für welchen Ersatz sich die Fleischesser am ehesten gewinnen liessen. Vier verschiedene Produkte wurden zum Test angeboten: ein „Hybrid-Fleisch“ als Kombination aus Fleisch und einem künstlich hergestellten Eiweiss-Ersatz, ein Lebensmittel aus Linsen und Bohnen, Nahrung aus Algen, sowie schmackhaft zubereitete Heuschrecken.

Im Publikums-Test bestand das hybride Fleisch-Produkt mit Abstand am besten: 54 Prozent der Probanden würden sich für dieses Lebensmittel als Fleisch-Ersatz entscheiden. Nur 30 Prozent bevorzugten die vegetarische Version aus Linsen und Bohnen, 12 Prozent wählten die Algen-Zubereitung (das waren jene, die sonst am meiten Fisch assen…) und lediglich 4 Prozent entschieden sich für die Heuschrecken.

Wie ist dieser Befund zu werten? Darf man es sich einfach machen mit dem Hinweis auf das Sprichwort vom Bauern, der nicht isst, was er nicht kennt? Das Verspeisen von Insekten – in jeder denkbaren Zubereitungs-Form – ist eine Frage der  Kultur und der Tradition, in Verbindung mit dem Vorhandensein entsprechender Rohmaterialien… Ich erinnere mich an den schauerlichen Dokumentarfilm „Mondo Cane“ aus den 60er Jahren, in dem gezeigt wurde, wie Angehörigen eines afrikanischen Stammes irgendwelche Käfer oder Ameisen assen, von denen sie eine Handvoll in einen dünn gebackenen Teigfladen packten, in den Mund schoben, kauten, und die Tierchen, die aus den Mundwinkeln zu enweichen suchten, genüsslich mit der Zunge wieder zurückleckten… Ein Schauder schüttelte uns nur schon beim Zusehen. Vom Dschungelcamp wusste man damals noch nichts.

Wir selber essen ohne mit der Wimper zu zucken kleine Fische, schlürfen lebende Austern und finden edeln Schimmelkäse köstlich, obwohl er letztlich aus verdorbener Milch besteht… – Die Welt vernünftig zu ernähen ist eine Herausforderung, die noch Generationen vor schwierige Aufgaben stellt.