5/3  Etikettenschwindel

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:06

Der Ständerat hat wieder mal die Konsumenten über den Tisch gezogen. Abgeschmettert wurde der Vorschlag, auf den Lebensmitteln anzugeben, woher die wichtigsten Bestandteile kommen. Im Nationalrat hatte er noch Zustimmung gefunden. Damit erweist sich das „Stöckli“ einmal mehr auf schändliche Weise als verbraucher- und familienfeindlich: ein wahres Ruhmesblatt für die dominierende CVP, die sich die Anliegen der Familie zwar auf die Fahne schreibt, aber dann jämmerlich kneift, wenn es zur Sache geht. Ein Triumph für die Lobby.

Aber durchaus von weltläufigem Zuschnitt: Vergleichbares geschieht derzeit in USA. Dort wurde bekannt, dass die Dachorganisationen der Lebensmittel-Produzenten und -Verarbeiter eine 50-Millionen-Dollar-Kampagne lancieren, um mit einer Lebensmittel-Kennzeichnung die Bestrebungen der Regierung zu unterlaufen, für mehr verbindliche Transparenz auf den Verpackungen zu sorgen.

Da wird ja unterschieden zwischen Informationen „vorne“ auf der Packung und erweiterten Detail-Angaben „hinten“.  Erfolgreich wurde bisher jeder Versuch abgeblockt, auf der Vorderseite etwa eine Ampel-Kennzeichnung – rot/gelb/grün – oder eine Empfehlungs-Marke – „Right Choice“ – anzubringen, da dies negative Auswirkungen auf den Absatz gewisser Produkte haben könnte.

Nun macht die Industrie mit ihrer Kampagne den Versuch, auf der Frontseite der Packung eine vereinfachte Darstellung der wesentlichen Inhalte „pro Portion“ zu puschen. Gleichzeitig ergänzt mit „positiven“ Botschaften wie etwa betr. Vitamin-Gehalt. Diese Informationen sollen – das ist offensichtlich – nicht dem Konsumenten die Orientierung erleichtern, sondern den Verkauf des Produktes fördern.

Profit geht einmal mehr vor Gesundheit. Werbung ist wichtiger als Information. Das Modell ist weltweit das gleiche. Und die wackeren Volksvertreter in den Räten nicken gehorsam. Danke.