10/3  Gen-Honig

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 17:40

Ein Aufstand wird angezettelt. Die deutsche Konsumentenorganisation foodwatch ruft auf, sich mit individuellen Protest-Mails an die EU-Abgeordneten zu wenden um zu verhindern, dass im EU-Parlament eine Vorlage durchgewinkt wird, die vorsieht, dass künftig bei der Lebensmitteldeklaration nicht mehr darauf hingewiesen werden muss, ob eine bestimmte Honig-Sorte auch Pollen von gen-manipulierten Pflanzen enthalte.

Das Anliegen ist sympathisch. Die Skepsis, die nach wie vor allen gen-veränderten Nahrungsmitteln entgegenschlägt, ist immer noch gross, obwohl der Food-Markt sukzessive von Gen-Mutationen unterwandert wird. Das meiste geschieht ja auf dem Umweg über Futterpflanzen, die durch Gen-Veränderung resistent gegen Pilz- oder Schädlingsbefall gemacht wurden.

Ob über die Nahrungskette irgendwelche „Veränderungen“ in den menschlichen Organismus kolportiert werden können ist noch nicht definitiv geklärt, daher bleiben diffuse Befürchtungen wach.

Die Sache mit dem Honig ist daher auf eine besondere Weise pikant: einerseits sammeln die Bienen für ihr Produkt die Pollen ein, also die männlichen Samenzellen der Blumen und Pflanzen. Diese enthalten im Manipulationsfall mit Bestimmtheit jene Merkmale, die künstlich verändert wurden, denn sie sollen ja weiter gegeben werden (nehme ich zumindest an). Wie aber soll die arme Biene wissen, was mit der Blüte vorher geschehen ist? Wo kein generelles Verbot für den Anbau von gen-veränderten Pflanzen besteht, laufen bzw. fliegen die Honigbienen permanent Gefahr, an eine mutierte Pollen-Quelle zu geraten… Das würde aber heisen, dass es mit der Deklarationspflicht allein nicht getan ist, dass gen-verändertes Grünzeug grundsätzlich nur in geschlossenen Treibhäusern gezogen werden kann. Ist das realistisch?

Und dann eine ketzerische Frage: was ist schlimmer? Gen-veränderte Pollen im Honig – oder die Rückstände der verschiedenen Umweltgifte, die laufend im süssen Wabeninhalt nachgewiesen werden?