11/3  Erdbeermund

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 16:16

Es war ein intensives Erlebnis. Damals an der Expo 02 (wie lang ist das schon her?!) gab es einen Pavillon für Geschmackserlebnisse. Im Zentrum stand eine riesengrosse Erdbeere aus Kunststoff, wenn ich mich richtig erinnere, und der ganze Raum duftete so intensiv nach Erdbeeraroma, dass man halb betäubt wieder an die frische Luft taumelte…

Illustriert wurden damit die Perfektion und die Überzeugungskraft der künstlichen Aromen, die einen so lebensechten olfaktorsichen Eindruck hinterliessen, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief. Noch heute kann ich kein Konfitüreglas öffnen und kein Erdbeerjoghurt essen, ohne an dieses Geruchserlebnis an der Expo zu denken.

Dabei, so lerne ich nun aus der Forschung, ist das natürliche Erdbeeraroma weit vielschichtiger und reicher, als man bisher angenommen hat. Ein Forscherteam der University of Florida hat sich mit den Inhaltsstoffen der Erdbeeren beschäftigt und ist dabei auf eine Vielzahl von Komponenten gestossen, die für den guten Geschmack entscheidend sind.

Ausschlaggebend ist der Süsse-Gehalt der Früchte dafür, ob die Beeren dem Konsumenten schmecken. Es sind ganz bestimmte Grundstoffe, welche die natürliche Süsse bestimmen. Lassen sich diese durch Kreuzung und Züchtung auf andere Früchte übertragen, könnte dies bewirken, dass die „erdbeermässig aufgepimpten“ neuen Fruchtsorten häufiger und mit grösserem Behagen gegessen werden… ein wesentlicher Beitrag, um den Verzehr von Früchten und Gemüsen im Interesse der Gesundheit zu fördern.

Dadurch würden sich bei verarbeiteten Produkten (wie etwa der Marmelade) die Zugabe von künstlichen Süssstoffen oder ein Zuckerzusatz erübrigen, was letztlich wieder einer zuckerfreieren Rezeptur zugute käme. Interesssant bei diesem Projekt ist doch, dass das Heil nicht in immer mehr Chemie und Synthetik gesucht wird, sondern in einer schlichten Rückkehr zur Natur.