29/4  Fett schwächt die Knochen

Kategorie: Allgemein    Von Heinrich von Grünigen um 18:58

Als ich noch jünger war, war es besser. Ich bewegte mich trotz meines erheblichen Körpergewichts regelmässig und einigermassen sportlich, war gut zu Fuss unterwegs und hatte noch Puste, bergauf zu marschieren und Treppen zu steigen.

Als ich mich vor nunmehr 16 Jahren zum ersten Mal auf meine körperliche Situation hin untersuchen (scannen) liess, teilte mir der behandelnde Arzt zu meiner Beruhigung mit, dass meine Bein-Knochen eine sichtbare Verstärkung aufwiesen, verursacht durch das jahrelange Tragen der zusätzlichen Last: eine Osteoporose hätte ich nicht zu fürchten, mein Gebein sei fest gefügt und stark.

So konnte ich meinem Übergewicht doch auch eine positive Seite abgewinnen. Aber nun hat sich meine Lebenssituation verändert: nach meinem Herzinfarkt nahm meine Bewegungsenergie ab, die „Pumpe“ bekundet Mühe, mich noch bergauf zu befördern, ich schnappe nach Luft und muss immer wieder anhalten, am liebsten mich hinsetzen, auf einen Mauervorsprung, eine Bank… und ich merke dabei, wie selten solche Ruhepunkte in gewissen Gegenden geworden sind.

Der Verzicht auf Bewegung hat zur Folge, dass sich die Muskulatur aus dem Staub macht… Ich merke, dass mir das Treppensteigen auch in den Beinen Mühe macht, dass ich beim Velofahren dankbar bin für die elektrische Anschubhilfe, die mir der Flyer zukommen lässt, wenn es bergauf geht. Und ich tue mich zunehmend schwer, nach dem Sitzen vom Stuhl aufzustehen oder überhaupt noch aufzukommen, wenn zum Beispiel das Bett zu tief gelegt ist.

Dafür – sagte ich mir bisher – habe ich „gute“ Knochen, da kann mir nichts passieren. Und nun lese ich über einen Forschungs-Bericht von einer Universität in Florida, in dem es um die osteosarcopenische Adipositas geht. Der Begriff umschreibt Muskelschwund in Kombination mit Osteoporose, verursacht durch Adipositas. Die Forscherin Jasminka Ilich-Ernst hat über längere Zeit die Muskel- und Fett-Anteile sowie die Knochendichte von 200 Frauen vermessen und dabei festgestellt, dass Patientinnen mit einem Fettanteil von über 30% im Alter deutlich weniger Muskelmasse und geschwächte Knochen aufwiesen, so dass bei ihnen ein erheblich höheres Risiko bestand, einen Sturz zu erleiden und sich dabei die Knochen zu brechen oder andere Verletzungen zu erleiden. Dies sei für ältere Frauen ein zunehmend schmerzliches Problem, sagt sie.

Von den Herren der Schöpfung ist in diesem Zusammenhang allerdings nicht die Rede… und die Frage bleibt, ob die Erkenntnis für Männer nicht zutrifft oder ob hier bisher nur noch nicht genug geforscht wurde? Es ist offenbar Zeit, sich nach einem Kurs in Sturz-Prophylaxe umzusehen.